Daten, Daten, Daten…
Dass mittels der Datenhaltungssystematik Building Information Modeling ein Bauwerk vom Vorprojekt bis zum Betrieb und dem Facility Management umfassender durchdacht wird, ist für den Bauherrn / Investor / Nutzer sicher vorteilhaft. Jedoch: Ob es dabei sinnvoll ist, den Einsatzplan für die Gebäudereinigung schon in einem frühen Planungsstadium festzulegen und im Datenmodell ein- und mitzupflegen, das sei dahingestellt. Die echte Herausforderung liegt hier in der Datenmenge. Klar können Rechner und Server heute mit "Big Data" jonglieren. Aber können es die (menschlichen) Baubeteiligten auch? Kann der Bauherr mit tausendundeiner Information adäquat umgehen?
Wie ein Softwarehaus bei der Planung und Umsetzung von BIM-Projekten betreut und unterstützt, dies machte Bernd Günther, Key-Account-Service bei Data Design System, den Teilnehmern des Kolloquiums deutlich: "Das Softwareunternehmen Data Design System folgt seit seinen Anfängen der Philosophie des offenen Datenaustausches. Herstellerunabhängige Dateiformate haben sich auch bei den Open-BIM-Projekten »Spandauer Ufer« in Berlin und »Hospital Weilerbach« bei Kaiserslautern als ausschlaggebend für die erfolgreiche Interoperabilität erwiesen."
Es müssen somit brauchbare Daten her – nach dem Motto: "Die richtige und wichtige Information am richtigen Fleck zur richtigen Zeit!“ Hierzu bedarf es zwingend klarer Spielregeln für alle Projektbeteiligten, wie mit Daten umgegangen wird. Es muss klar definiert werden, welche digitalen Informationen effektiv benötigt werden, sprich: einen Mehrwert im Gebäudelebenszyklus darstellen. Und auch sonst hat BIM – versteht man die Abkürzung richtig und in ihrem eigentlichen Sinne – sehr viel mit Regeln und damit eben Nachvollziehbarkeit und Transparenz zu tun.
"Ziel von BIM muss es sein, Daten in Modellen und Datenbanken zu generieren, die man über den Lebenszyklus eines Objektes benötigt. Es muss einfach sein. BIM ist nur ein Tool im Rahmen eines gesamtheitlichen Life Cycle Data Managements", betonte Dipl.-Ing. (FH) Adrian Wildenauer, Berater Digital Real Estate bei der pom+Consulting AG – Titel seines Vortrags: "BIM – (nur) ein Werkzeug zur Umsetzung".
Soll es darum gehen, einen durchgängigen Informationsfluss während der Bauaufgabe sicherzustellen, dann müssen sich die Planungsabläufe diesen Umständen anpassen. BIM birgt also vor allem auch die Chance, um Arbeiten und Disziplinen, die heute noch in Reihe geschaltet sind, auf parallele Gleise zu bringen. Miteinander statt gegen- oder hintereinander!
Das führt dann ganz automatisch zu Ansätzen und Philosophien, welche die Integrale Planung definiert. Es muss heute im Baubereich darum gehen, dass sich (möglichst) alle Projektbeteiligten zur ersten Stunde des Projekts "am runden Tisch" versammeln und die verschiedenen Ansätze diskutieren und – jetzt kommt es wieder – gute Lösungen ausarbeiten im Sinne eines guten Gebäudes. Dieser Ansatz der Kollaboration ist natürlich auch nicht neu! Aber zumindest wurde er lange Zeit vergessen oder sollte man sagen: verdrängt.
Kollaboration und Teamwork – das sind die Stichworte von Architekt Dipl.-Ing. Ulf Bambach, Geschäftsführer ATP architekten ingenieure, Frankfurt, und seinen Kolleginnen und Kollegen. In seinem Vortrag "Integrale Planung – es funktioniert wirklich" führte er aus: "Die Integrale Planung kann den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes umfassend darstellen und dabei alle Aspekte der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Integrale Planung ist eine Kultur, die in unseren Büros fächerübergreifend und in gegenseitigem Verständnis über lange Zeit gelebt wird. Was zählt, ist ein gesamthaftes Ergebnis anstelle Produkte einzelner Leistungsbilder: So kann das Projektteam seine gesamte Energie auf die nachhaltigen Ideen und Lösungen für ein »gutes Gebäude« fokussieren. Seit dem Jahr 2012 setzt ATP architekten ingenieure an allen Standorten auf BIM, dessen Vorteile durch die integrale Planung vollständig ausgeschöpft werden können."
Also: Ein Architekt muss etwas zur Funktion der Heizungs- und Raumlufttechnik sagen und beitragen. Und anders herum: Der TGA-Fachplaner muss, soll und darf zur Fassadengestaltung und zum Design des Gebäudekörpers beitragen. Dass das von allen Beteiligten viel Disziplin verlangt und Offenheit und Kommunikationswille, das soll an dieser Stelle nicht vergessen werden!
Auch im Kontext von BIM und digitalen Gebäuden ist eines wichtig: Es braucht pragmatische Architekten, Ingenieure und Fachplaner, die gemeinsam und zum frühestmöglichen Zeitpunkt den Menschen / Nutzer in den Mittelpunkt ihrer Arbeit stellen. Wenn der moderne und vernünftige Mensch im Mittelpunkt der Planungs- und Bauaufgabe steht, dann müssen Qualität, Funktion und Behaglichkeit, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sowie ein ressourcenoptimierter Lebenszyklus (auch monetär) zwangsläufig eintreten.
Nehmen Sie das Wörtchen BIM als Startschuss wahr, auch in Zukunft erfolgreich in der Baubranche zu sein! Gehen Sie Ihre "persönlichen Hausaufgaben" mit Hirn, Herz, Humor und Hoffnung an.