Anwendung ab sofort möglich

DGNB veröffentlicht finalisierte Fassung des „Gebäuderessourcenpasses“.

Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. hat ihren im vergangenen Jahr vorgestellten Entwurf eines „Gebäuderessourcenpasses“ finalisiert. Dieser war nach der Veröffentlichung auf viel Interesse und positive Resonanz gestoßen – sowohl von Marktteilnehmenden als auch von politischer Seite. Rund 150 Vorschläge zur inhaltlichen Schärfung und Verbesserung der Anwendbarkeit wurden im Rahmen einer Kommentierung eingereicht und von der DGNB bearbeitet. Die jetzt präsentierte, finalisierte Fassung des Dokumentationsformats ist frei erhältlich und direkt anwendbar. Verschiedene am Markt verfügbare Tools zur Gebäudedokumentation haben die inhaltlichen Anforderungen des „Gebäuderessourcenpasses“ bereits bei sich integriert. Eine Anwendung an realen Projekten unter Nutzung vorhandener Synergiepotenziale ist damit ab sofort möglich.

„Das zirkuläre Bauen verfolgt das Ziel, Gebäude zu schaffen, die über den Lebenszyklus optimiert sind“, sagt Dr. Christine Lemaitre, Geschäftsführender Vorstand der DGNB. „Mit Blick auf den Materialeinsatz geht es darum, auf bereits verfügbare Ressourcen zurückzugreifen, die Massen zu reduzieren und damit die Umweltwirkungen zu minimieren.“

Hier setzt der „Gebäuderessourcenpass“ der DGNB an. Mit diesem bietet der Non-Profit-Verein jetzt ein praxisnahes Dokumentationsformat an, das einen wichtigen Beitrag zur Transparenz über die verbauten Materialien, die Treibhausgasemissionen von Gebäuden sowie deren Kreislauffähigkeit leistet. „Und das nicht in ferner Zukunft, sondern hier und jetzt bei jedem Neubau- oder Bestandsprojekt“, so Lemaitre.

Fundierte Informationsgrundlage über alle Lebenszyklusphasen eines Gebäudes

Die Grundidee hinter dem „Gebäuderessourcenpass“ ist, Transparenz zu schaffen über die wichtigsten materialstofflichen Eigenschaften einer Immobilie. Er soll Auskunft darüber geben, ob Gebäude bereits heute einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten, wie lange sie genutzt und angepasst werden können und ob sie auch zukünftig demontierbar, trennbar und verwertbar, also kreislauffähig sind.

Inhaltlich umfasst das Instrument sechs übergeordnete Bereiche mit insgesamt 25 Teilaspekten. Neben allgemeinen Informationen zum Gebäude und den verbauten Massen geht es in einem zweiten Bereich um die Materialität des Bauwerks, die Herkunft der eingesetzten Materialien sowie die Bau- und Abbruchabfälle, die durch die Baumaßnahme anfallen. Es folgen Angaben zu den Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus sowie die Flexibilität der Gebäudestruktur. Ein weiterer Bereich thematisiert die Demontagefähigkeit, das Materialverwertungspotenzial und eine Zirkularitätsbewertung. Hinzu kommen Angaben zur Form der bereits erfolgten und in Zukunft geplanten Dokumentation.

Dokumentationsvorlage kostenlos auf der DGNB Website verfügbar

Abhängig davon, welche Informationen zum Gebäude zur Verfügung stehen, ist der „Gebäuderessourcenpass“ der DGNB in zwei Varianten verfügbar: eine vollständige und eine reduzierte Fassung für den Einstieg. Auf ihrer Website bietet die DGNB unter www.dgnb.de/gebaeuderessourcenpass jeweils ein Beispieldokument für ein fiktives Projekt sowie die entsprechende Vorlage an, die die Verantwortlichen selbst ausfüllen können. Darüber hinaus gibt es insgesamt sechs Zusatzblätter, mit denen eine tiefergehende Dokumentation möglich ist. In Kürze veröffentlicht die DGNB zudem noch eine ausführliche Anleitung zur Anwendung der Vorlagen mit einer Detailbeschreibung aller adressierten Themenfelder.

Einige Anbieter von digitalen Tools zur Gebäudedokumentation oder -optimierung wie „Concular“, „Madaster“, das „Circularity Design Toolkit“ von EPEA oder der Urban Mining Index haben die inhaltlichen Anforderungen des „Gebäuderessourcenpasses“ der DGNB bereits integriert oder planen dies in Kürze umzusetzen. Auch die Anschlussfähigkeit an Maßnahmen des Bundes und der EU, wie den geplanten digitalen Gebäudepass, soll sichergestellt werden.

„Wir freuen uns, dass wir hier gemeinschaftlich einheitliche Standards setzen können“, so Lemaitre. „Das ist ein wichtiges Signal an die Branche und die Politik gleichermaßen. Bei der Einführung und Verwendung des ‚Gebäuderessourcenpasses‘ geht es uns um Inhalte und echten Fortschritt und nicht um Geschäftspotenziale.“

Ein Instrument für verschiedene Zielgruppen

„Die Erstellung eines ‚Gebäuderessourcenpasses‘ lohnt sich in vielerlei Hinsicht und für unterschiedliche Akteursgruppen“, erklärt Dr. Anna Braune, Abteilungsleiterin Forschung und Entwicklung bei der DGNB, unter deren Leitung das Dokumentationsformat entwickelt wurde.

Eigentümer von Neu- oder Bestandsbauten bekommen Aufschluss über die tatsächlich verbaute Materialität sowie mögliche gesundheitsgefährdende Schadstoffe. Auch erhalten sie Informationen, welche werkstofflichen Potenziale und Werte im Gebäude vorhanden sind. Für Planende bietet das Instrument Mehrwerte, insbesondere wenn die optionalen Zusatzblätter zum „Gebäuderessourcenpass“ gepflegt werden. Diese ermöglichen vertiefende Analysen für eine qualifizierte Beratung von Bauherren sowie die Ausarbeitung von kreislaufgerechten, ressourcenschonenden Varianten.

Bauausführende können das Format nutzen, um die von ihnen umgesetzten Maßnahmen systematisch zu dokumentieren und ihre erbrachten Leistungen übersichtlich darzustellen. Und auch Kommunen können von der Erstellung von projektindividuellen „Gebäuderessourcenpässen“ profitieren. Diese können beispielsweise als Basis zum Aufbau und Management von urbanen Minen dienen. Perspektivisch könnte das Format auch als Grundlage zur Genehmigung von ressourcenoptimierten, kreislaufgerechten Gebäuden genutzt werden.

Breite Einbindung von Experten bei der Erstellung des „Gebäuderessourcenpasses“

Entstanden ist der „Gebäuderessourcenpass“ in enger Abstimmung mit dem 2022 gegründeten DGNB Ausschuss für Lebenszyklus und zirkuläres Bauen. In dem namhaft besetzten Gremium engagieren sich Dr. Patrick Bergmann (Madaster Germany), Dominik Campanella (Concular), Jörg Finkbeiner (Partner und Partner Architekten Günter und Finkbeiner), Joost Hartwig (ina Planungsgesellschaft), Prof. Dr. Linda Hildebrand (RWTH Aachen University), Prof. Andrea Klinge (ZRS Architekten Ingenieure), Katrin Lenz (Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP), Martin Pauli (Arup Deutschland), Prof. Dr. Anja Rosen (C5), Daniela Schneider (EPEA GmbH – Part of Drees & Sommer), Dr. Jörg Spangenberg (4D architektur+consult), Prof. Dr. Patrick Teuffel (Teuffel Engineering Consultants Ingenieurgesellschaft), Sebastian Theißen (LIST Eco), Dr. Wolfram Trinius (Ingenieurbüro Trinius), Antonino Vultaggio (HPP Architekten) und Dr. Stefanie Weidner (Werner Sobek København).

Weiterführende Informationen: https://www.dgnb.de/de/index.php

Montag, 06.03.2023