BIM und VDC: Nichts geht ohne klare Schnittstellen!

Je länger Sie sich mit dem virtuellen Planen, Bauen und Betreiben beschäftigen, desto mehr werden Sie feststellen, dass es klare Definitionen der Schnittstellen benötigt. Zu diesem Thema möchte ich gerne ein paar grundsätzliche Gedanken mit Ihnen teilen.

Diese notwendigen Definitionen sind alleine schon daraus begründet, dass die dreidimensionale Planung schneller, direkter und damit verbunden härter ist, als die langwierigen papierbasierten Austauschmöglichkeiten. Benötigte man früher die vierzehntäglichen Planungsmeetings, um sich zu koordinieren und abzustimmen, sind nun zum Beispiel bei Großprojekten über den gesamten Globus Arbeitskräfte verteilt, die, sobald ein Team schlafen geht, die Arbeit von diesem übernehmen und fortführen. Natürlich wird nicht jedes Projekt von Ihnen so geführt werden und Sie werden morgen nicht anfangen, in den Emiraten oder gar in Berlin einen neuen Flughafen zu bauen. Für ein Projekt in Lüneburg oder Nürnberg müssen die Projektbeteiligten nicht über den Globus verstreut sein. Sie könnten es aber. Die Digitalisierung ermöglicht es. Es ist nun machbar, dass ein Statiker in New Jersey sitzt, der Architekt in Nürnberg, der TGA-Fachplaner in Nagano und doch alle am selben Projekt arbeiten.

Entfernung wird kein Maßstab mehr. Alleine die technischen Fähigkeiten und die persönlichen Fähigkeiten eines jeden einzelnen Projektbeteiligten werden matchentscheidend. Der Mensch rückt wieder in den Fokus – und ehrlich gesagt, seien wir doch froh über diese Verschiebung ins menschliche!

Um diese digitalen Möglichkeiten optimal zu nutzen, bedingen diese Projekte jedoch mindestens Folgendes:

Eindeutige Kommunikation

In meiner Heimat Franken gibt es eine Lebensweisheit, die da heißt "Nur durch Reden kommen die Leute zusammen". Die digitale Planungskultur muss sich erst noch entwickeln, damit auch die Kommunikationstools, die weiteren notwendigen Hilfsmittel und die entsprechenden Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Es genügt nicht, anzunehmen, dass es der andere macht, sondern es muss klar kommuniziert werden, wer, was, wann, wie, wo und warum mit was bewerkstelligt. Digitales Arbeiten macht Planung und Prozesse komplett transparent. Dies wird zu einem der vielbeschworenen Paradigmenwechsel führen: Es kann sich niemand mehr hinter zweidimensionalen, schlecht lesbaren Schemen oder Plänen „verstecken“.

Eindeutige Spielregeln

Wie im Artikel "BIM - der neue heilige Gral?!" von mir schon einmal beschrieben, muss es klare Spielregeln geben, wie man ein Projekt mittels dreidimensionalen Gebäudemodellen modelliert, koordiniert und abwickelt. Jedem Projektbeteiligten müssen diese Rechte und Pflichten klar sein. Es hat sich bewährt, diese Regeln regelmäßig zu repetieren und im Team zu verinnerlichen. Keine Sorge, diese müssen nicht zu Beginn jeder Sitzung mantrahaft heruntergebetet werden, sondern es genügen einfache Hilfsmittel. Ein visueller Ablauf im Planungsbüro hilft, auch schwierige Darstellungen zu vereinfachen und die Mitarbeiter auf dem Weg abzuholen und mitzunehmen. Stellen Sie Metriken dar, wieviel Prozent des Projektes schon fertig geplant sind, wieviel Mängel in Koordinationssitzungen bereits behoben worden sind. Stellen Sie Dinge positiv dar. Schwierige Sachverhalte werden immer leichter akzeptiert, wenn sie positiv konnotiert sind. Ein gutes Beispiel ist hier die Anzeige der „Arbeitsunfallfreien Tage“, die man oft auf Baustellen sieht. Warum nicht auf andere Bereiche ausweiten und die vermiedenen Mängel aufzeichnen?

Eindeutige Verantwortungen

Jedes Projekt und jede Stelle benötigt eindeutige Verantwortungen. Jedem im Team muss bewusst sein, wer welche Verantwortung hat. Ist dies nicht – und sei es nur in kleinen Teilen – hundertprozentig klar oder bestehen nur leiseste Zweifel, wird jedes Projekt, ob papierbasiert oder digital gerendert, nicht funktionieren. Legen Sie klare Verantwortungen fest und halten Sie diese in einem sogenannten Teamboard visuell fest. Dies ist nichts anderes als eine Zuordnung der einzelnen Mitarbeiter und Aufgabengebieten zu Clustern, die Arbeitspakete abarbeiten. Dies hat sich in der IT-Industrie bewährt.

Eindeutige Eskalationsregeln

Wichtiger als jede Zusammenarbeit sind die notwendigen Eskalationsregeln. Was passiert im Fall, wenn es zu einem Problem kommt? Überlegen Sie bereits am Projektanfang, wie Sie Probleme lösen, die eventuell auftreten könnten. Aus der Erfahrung zeigt sich, dass Sie viele Konstellationen und Unstimmigkeiten zu Beginn leichter auflösen und den Projektablauf flüssiger darstellen können. Wie schon in der Schule, als die Schüler vor der Prüfung einen Spicker geschrieben haben und diesen zum Schluss gar nicht mehr brauchten, weil sie sich alles eingeprägt hatten.

Eindeutige Schnittstellen

Klären Sie so bald wie möglich, wer mit wem was austauschen muss. Dies kann mittels "Post its" auf den berühmten BIM-Stellwänden passieren, kann aber auch altmodisch auf Papier umgesetzt werden. Beziehen Sie alle Planungsparteien ein, auch wenn diese erst sehr spät zum Zug kommen oder auch nur teilweise zuarbeiten müssen. Jeder ist in einem digitalen Projekt gleichberechtigt und gleich wichtig. Jede Information, die jeweils beigesteuert wird, ist wichtig und kann über Weh und Wohl eines Projektes entscheiden. Nutzen Sie auch die Chance am Anfang eines Projektes und gehen Sie zum Beispiel mit einem Planerkollegen dezidiert durch, was in anderen Projekten falsch läuft und wie man das beheben könnte. Bei einem Türenplaner kann es zum Beispiel eine fehlerhaft bestellte Anzahl sein, ein falsches Bestelldatum oder eine falsche Brandschutzklasse. Mehr als eine Stunde benötigen Sie meist nicht, die „handelsüblichen“ Fehler aufzulisten. Sie werden nun sicherlich sagen, das sind doch die üblichen Fehler, die passieren immer. Gegenfrage: Warum ändern wir es nicht? Diese Stunde zahlt sich hundertfach aus, weil Sie genau diese Fehler nicht mehr machen werden.

In der nächsten Kolumne würde ich gerne ein paar Worte zum Thema Kommunikation in BIM-Projekten und vor allem zum agilen Projektmanagement und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten verlieren. Bis dahin bleiben Sie digital!

Sonntag, 16.04.2017