Optimierungspotenzial praxisbezogener Kennzahlen
Eine Reihe planerischer Herausforderungen werden in Frankfurt/Main gelöst, während auf der Baustelle der Hochbau bereits in vollem Gange ist. So wurde die ursprünglich vorgesehene zentrale Trinkwasser-Erwärmung aus der Gebäude-Unterzentrale in die Wohnung verlegt. Keine Zirkulationsverluste, weniger Hilfsenergie und verbesserter Keimschutz trotz einer um ca. 7 Kelvin auf 58 °C abgesenkten Warmwasser-Temperatur waren die ausschlaggebenden Argumente. Trinkwasserspeicher gibt es im System gar nicht.
Auch das ist Integrale Planung: Fortwährende Optimierung als Teil des Projektmanagements. Gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Zimmermann und Partner haben wir uns die Frage gestellt, ob die Annahmen zur Pumpenleistung richtig – besser gesagt, zielführend – sind. Denn formal richtig waren sie allemal.
Kann ein innovatives Wärmenetz dadurch weiter optimiert werden, dass diese und andere Parameter auf den Prüfstand gestellt werden? Es kann! Und zwar um sage und schreibe 75 Prozent, gemessen an der Auslegung nach DIN und der auf der Basis von Felddaten tatsächlich benötigten Pumpenleistung. Ausgelegt wurde mit dem Ziel maximaler Effizienz mit Hilfe von Kennzahlen aus inzwischen Millionen Datensätzen des Online-Monitorings von PEWO.
Hier waren sich Fachplaner, Gebäudeausrüster und Anlagenlieferant dieses Spannungsfeldes bewusst. In anderen Projekten begegnen PEWO allerdings tatsächlich verbaute Komponenten, die durch sklavische Auslegung nach DIN und "Sicherheitszuschläge" zu unzeitgemäßen, vor allem aber ineffizienten Systemen führen.
Die Annahmen zu Volumenströmen und daraus resultierenden Rohrquerschnitten und Pumpenleistungen halten mit dem technischen Fortschritt nicht Schritt. Aus den Daten des Online-Monitorings beziehungsweise der Netzleittechnik tausender Systeme und Stationen lässt sich eine zunehmende Diskrepanz zwischen tatsächlich benötigter hydraulischer Leistung und den dazu früher einmal angestellten, theoretischen Annahmen erkennen. Dies ist für den Moment eine These, die auf eine nähere empirische Untersuchung wartet. Die "Henninger Stadtgärten" zeigen deutlich, wie weit sich Temperaturen, Pumpenleistungen und andere Parameter in Wärmenetzen allein durch MSR-Maßnahmen absenken lassen.
Luxusproblem Duschen
Viele solcher Details waren im Planungs- und Umsetzungsprozess zu beachten. Zur hygienischen Trinkwassererwärmung ist die dezentrale Versorgung mit Wohnungsstationen wie beschrieben im Projektverlauf integriert worden.
Die Ausstattung moderner Bäder bringt ein weiteres planerisches Problem mit sich. Regenduschen, Massagestrahlen und Mehrfachauslässe erfordern hohe Schüttleistungen. Ob unser Trinkwasserverbrauch zeitgemäß ist, darüber lässt sich streiten. 35 Liter pro Minute sind nötig, um dem Wunsch nach perfektem Badespaß gerecht zu werden. Die für das Quartier vollständig neu konstruierte Wohnungsstation mit elektronischer Regelung leistet das problemlos.
Die elektronische Regelung gewährleistet neben kurzen Reaktionszeiten auch eine unmittelbare Rückmeldung an die übergeordnete Leittechnik. Die Wohnungsstation wird so vom reinen Abnehmer zum integralen Bestandteil des Gesamtnetzes. Im Übrigen zeigt sich bereits, dass der Bedarf auch mit 53 °C (HT, primär Vorlauf) gedeckt werden kann.