Bauphysik

Behaglichkeit, die auf grauem Beton sprießt

Donnerstag, 22.08.2024

Im Winter stehen die Dosierpumpen für die Düngemittel still. Die Pflanzen müssen in ihrer Winterschlafphase lediglich bedarfsorientiert bewässert werden, wie Martin Belz erklärt.
Quelle: Genath
Im Winter stehen die Dosierpumpen für die Düngemittel still. Die Pflanzen müssen in ihrer Winterschlafphase lediglich bedarfsorientiert bewässert werden, wie Martin Belz erklärt.

Bewässern auch im Winter

Im Winter, wenn die kleinen Buchen in den Winterschlaf fallen, wird nicht gedüngt, aber bewässert, wenn die Außentemperaturen über 5 °C liegen. Sinken die Temperaturen unter 5 °C ab, schickt eine Wetterstation ein Signal an die Anlage und automatisch springt ein Kompressor an, der noch in den Leitungen vorhandenes Wasser ausbläst und sie stattdessen mit Luft füllt. Der Vorgang dauert für den gesamten Kö-Bogen II für alle Kreise ungefähr zwei bis zweieinhalb Stunden. Das Ausblasen des Wassers ist notwendig, um zu verhindern, dass die Schläuche und Rohre einfrieren. Sollte sich in der winterlichen Mittagssonne die Anlage aufwärmen, läuft die Bewässerung ebenfalls für ein paar Stunden.

Kö-Bogen-Kenner Belz klärt zu diesem Punkt auf: „Es ist nicht richtig, dass, wie man früher sagte, die Gartenbewässerung Ende Oktober/Anfang November bis Anfang April hinein ausgeschaltet werden kann. Das funktioniert weder bei der Fassadenbegrünung noch tut es generell den meisten Pflanzen gut. Die transpirieren auch im Winter. Die Flora auf vielen Terrassen und in den Gärten geht nicht ein, weil sie erfriert, sondern weil sie vertrocknet. Der Begriff heißt Frosttrocknis oder Winterdürre. Diese Schädigung ist auf eine zu geringe Wasserversorgung im Wurzelbereich zurückzuführen.“

Ausreichend Redundanz

Die robusten Hecken vertragen dagegen einen Computerausfall; ein paar Tage geht es ohne Dünger und Wasser. Das Unternehmen Mastop pflanzte trotzdem den einzelnen Sektoren ein zusätzliches Gedächtnis ein. Wenn ein Rechner ausfällt, läuft das Programm für diesen Abschnitt autark weiter. Das niederländischen Unternehmen Mastop Totaaltechniek, von dem die Bewässerungsanlage und die Anlagensteuerung stammt, hat sich auf die Automatisierung der Pflanzenpflege spezialisiert. Laut Website vereint das Unternehmen „Wassertechnik und Elektrotechnik im grünen Bereich zu einer nachhaltigen maßgeschneiderten Gesamtlösung“. Bei diesem Hersteller der Leittechnik liegen die Daten redundant vor.

Genaugenommen sichert eine doppelte Redundanz den durchgehend dauerhaften Betrieb ab. Denn technisch gesehen gliedert sich der Kö-Bogen II in zwei Gebäude. Um eben die Funktionstüchtigkeit ununterbrochen zu erhalten, realisierten die Planer und Anlagenbauer eine Zwillingsinstallation. Jeder Zwilling versorgt einen Abschnitt, kann darüber hinaus aber auch im Havariefall den Betrieb der zweiten Hälfte übernehmen. „Redundanz und Sicherheit haben für uns die höchste Priorität“, unterstreicht Martin Belz. Nur, alle technische Redundanz helfe nicht, wenn weder vom Himmel noch aus dem öffentlichen Netz Wasser kommt. „Zwar versicherten uns die Stadtwerke Düsseldorf, dass ein länger anhaltender Ausfall des Stadtwassers nicht passieren wird, aber wir haben uns trotzdem darauf vorbereitet. Mit einem Anschluss über C-Rohre können wir im Notfall Wasser von außen in die Anlage einspeisen.“

20 von 30.000

Nimmt die Dichte der Hecke nicht durch herunterfallenden Samen zu? „Nein, die Hainbuche sät sich nicht von selbst aus. Eine gewollte Vermehrung findet über Stecklinge statt. Wir mussten aber keine neuen ersatzweise setzen. Von den 30.000 Pflanzen starben bis heute maximal 20 ab. Wir sind mit dem Ergebnis komplett zufrieden. Der Bauherr ebenfalls wie auch die Bevölkerung. Der Kö-Bogen II gehört inzwischen zu den meist fotografierten Hotspots in Düsseldorf.“

Der Blätterwald übernimmt einen Teil der Klimatisierung der Büro- und Geschäftsräume. Nach Aussage der Haustechniker, so Martin Belz, laufe die mechanische Klimaanlage (Entwurf/ Installation: Caverion) deutlich weniger als geplant. „Das lässt sich allerdings nicht in Kilowattstunden oder Verbrauchsmengen quantifizieren, weil ein identisches Vergleichsgebäude nicht zur Verfügung steht“, räumt Belz ein. Tatsache ist, da sich die Kö-Bogen-Fassade tagsüber nur moderat aufwärmt und als Folge in den Nachtstunden ausreichend abkühlen kann, dass dieser ungesteuerte Prozess den Nutzern ein vor allen Dingen in den Morgenstunden spürbar angenehmes Innenraumklima beschert.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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