Einführung von Standards: BIM wird LoGICL
Für die Mitarbeiter der BFT Gruppe stellte sich die schwierige Aufgabe, all das, was jahrelang praktiziert wurde, zu hinterfragen und ohne jegliche Vorbehalte Prozesse neu zu gestalten bzw. zu optimieren. Da derzeit in Deutschland noch kein abgestimmter Standard existiert, wurde ein praxisnaher Bürostandard festgelegt. Dieser basiert auf dem Level of Development, kurz LoD.
Der LoD (Fertigstellungsgrad) sagt aus, wie hoch der Informationsgehalt und der Detaillierungsgrad im digitalen Gebäudemodell sind. Er kann von der jeweiligen Disziplin oder Leistungsphase abhängig sein. Die LoDs gewinnen zunehmend an Bedeutung und sind ein äußerst wichtiges Kommunikationswerkzeug.
Der LoD wird aus den einzelnen Entwicklungsgraden LoG (Geometrie), LoI (Information), LoC (Koordinierung) und LoL (Logistik) zusammengesetzt (LoD = LoGICL). Jeder Entwicklungsgrad wird mit einer Zahl zwischen 1 und 5 definiert. Das bedeutet für Planungsprozesse nach HOAI, dass in der LoD-Welt Leistungsphasen zusammengefasst werden müssen.
Der LoG beschreibt den Detaillierungsgrad der geometrischen Darstellung eines digitalen Modells. Je nach Leistungsphase kann das ein Störkörper sein oder die 3D-Darstellung eines herstellerspezifischen Objektes.
Der LoI beschreibt den Informationsgehalt eines digitalen Modells in Form von Attributen. Die Attribute beschreiben zum Beispiel allgemeine charakteristische Eigenschaften eines BIM-Objektes, detaillierte herstellerspezifische Fachinformationen sowie Auslegungsdaten oder für den Betrieb erforderliche Daten.
Der LoC beschreibt, mit dem Aspekt der Koordinierung, ob Teilmodelle, Objekte oder Objektgruppen aufeinander abgestimmt sind. Es kann beispielsweise gefordert sein, dass bestehende Kollisionen gekennzeichnet sind oder dass Kollisionsfreiheit vorliegt.
Der logistische Entwicklungsgrad LoL verknüpft die Terminplanung über den gesamten Lebenszyklus. Hier werden zeitlich und räumlich die Grenzen für Fertigung, Lieferung, Montage und Inbetriebnahme von Komponenten gesetzt. Außerdem beinhaltet er betriebsrelevante Angaben zu Wartungsintervallen und Gewährleistungsfristen.
Weitere Standards wie VDI, ISO oder IFC
Sicherlich kann man heute viele herstellerbezogene Objekte, sogar zum großen Teil kostenlos, erwerben. Die vorhandenen Standards, wie beispielsweise VDI 3805 "Produktdatenaustausch in der Technischen Gebäudeausrüstung" bzw. DIN ISO 16757 "Datenstrukturen für elektronische Produktkataloge der Technischen Gebäudeausrüstung", sind zum Teil nicht allumfassend oder decken nicht alle Einsatzbereiche ab.
Dazu kommt, dass gerade in der Anfangszeit die Objekte viel Speicherplatz in Anspruch genommen haben, da Hersteller die Objekte zu detailliert darstellen (z.B. jede Schraube) und gerne Logos als Bild eingefügt haben. Des Weiteren sind Herstellerangaben in den Parametern vorhanden, die für die neutralen öffentlichen Ausschreibungen jedoch alle wieder entfernt werden müssen. Dies hat dazu geführt, dass Modelle zum Teil nicht mehr handhabbar waren.
Als unabhängiges Planungsbüro haben wir uns dafür entschieden, eine eigene Bibliothek anzulegen. Insbesondere die Einarbeitung der Information (LoI) nimmt viel Zeit in Anspruch. Die Attribute beschreiben zum Beispiel allgemeine charakteristische Eigenschaften eines BIM-Objektes, detaillierte spezifische Fachinformationen, Auslegungsdaten oder für den Betrieb erforderliche Daten. Als Basis dienten bei BFT die Tabellen des Verbandes für die Digitalisierung im Immobilienbetrieb, CAFM RING e.V.
Bei CAFM-Connect handelt es sich um eine Standardschnittstelle auf Basis des international anerkannten und verbreiteten IFC-Standards, über die relevante Gebäudedaten so ausgetauscht werden können, dass sie in Inhalt und Struktur beim absprachelosen Datenaustausch erhalten bleiben. Der Inhalt der Bauteilklassifikation wird in der VDI 2552 Blatt 9 "BIM-Klassifikationen" (derzeit noch in Planung) definiert. Die Systematisierung des Katalogs entspricht den Raumdaten nach DIN 277-2, den Bauteilinformationen nach DIN 276+x sowie den Dokumenten nach GEFMA 198.
Lediglich der logistische Entwicklungsgrad wurde bei BFT erst einmal hinten angestellt. Die Verknüpfung eines Terminplans mit dem Modell ist insbesondere für ausführende Unternehmen und Betreiber interessant. In der BIM-Modellentwicklungsmatrix (MEM) wird festgelegt, in welcher Leistungsphase man welchen BIM-Modellentwicklungsgrad, gegliedert nach Kostengruppen gemäß DIN 276-1, vorlegen muss.
Speicherort des gemeinsamen Modells
Ein weiteres Thema ist der Speicherort des Modells. Solange keine Dritten auf ein Modell zugreifen müssen, reicht sicherlich der eigene Server. Da aber in der Regel mehrere Parteien an einem Modell arbeiten und sowieso auch der Bauherr Zugriff haben möchte, muss der Speicherort für alle einfach zu erreichen sein.
Ein derzeit noch existierendes Problem ist die Cloudlösung mit Speicherorten auf Servern außerhalb von Deutschland bzw. außerhalb der EU. Fast alle öffentlichen Auftraggeber akzeptieren so eine Cloudlösung aus datenschutztechnischen Gründen nicht. Eine derzeit praktizierte Lösung ist der Serverzugriff über VPN. Dies ist jedoch keine Standardlösung und erfordert in der Regel bei allen Parteien Unterstützung der IT-Abteilung.
BIM-Anwender unter sich
Derzeit werden bei BFT mehrere Projekte nach der BIM-Methode geplant. Die Anforderungen sind stark unterschiedlich. Die internen BIM-Prozesse werden tagtäglich erweitert und optimiert. Positiv ist auch die Zusammenarbeit mit andere Unternehmen. Über den ccBIM e.V. (competence center for Building Information Modeling) werden sogenannte "BIMcafés" organisiert. Hier werden im Anschluss an Impulsvorträge Diskussionen geführt. In Zusammenarbeit mit Aachen Building Experts e.V. organisiert BFT ein BIM-Anwender-Treffen. Die Besonderheit hier ist, dass Geschäftsführer, Berater und Softwarevertreter ausgeladen sind. Es geht darum, dass Anwender voneinander lernen!
Beispielprojekt
Ein aktuelles Projekt ist die Errichtung einer Heizzentrale zur Versorgung einer Forschungseinrichtung mit mehreren Gebäuden. Die Heizzentrale besteht aus mehreren BHKW (Gesamtleistung 12,6 MWel) und Heizkesseln (Gesamtleistung 32 MWth) und weist eine sehr hohe Installationsdichte auf. Bauherrenseitig gab es keine Anforderungen in Bezug auf BIM. Trotzdem hat sich BFT Planung dafür entschieden, das Projekt mittels BIM zu planen, um so Vorteile, wie zum Beispiel die einfachere Kollisionsprüfung, aber vor allem die verbesserte Gesamtqualität hinsichtlich der Kostensicherheit, der frühzeitigen Detailtiefe und der gleichbleibend hohen Qualität von Plänen nutzen zu können. Auch dieser Bauherr sieht die Vorteile und überlegt, ob weitere Daten für den späteren Betrieb im Modell ergänzt werden sollen.
BIM war eine richtige Entscheidung
Trotz aller Schwierigkeiten, großer Investitionen, zum Teil negativer Berichterstattung und noch nicht ausgereifter Systeme kann BFT Planung heute schon sagen, dass BIM eine richtige Entscheidung war. Mit der Philosophie, sich auf die eigenen Stärken zu verlassen und mit Weitsicht neue Prozesse professionell und nachhaltig zu integrieren, hat das Gesamtplanungsbüro die Diskussion um BIM hinter sich gelassen und ist in der Praxis bereits einen großen Schritt weiter. Über die LoDs wird ein Qualitätsstandard definiert, der elementar wichtig ist. Jedes Büro und Unternehmen muss für sich die Vorteile der vielen Möglichkeiten erkennen, implementieren und anwenden. Somit kann auch jeder BIM.
"BIM ist das, was wir daraus machen."