Bei der Sanierung der Heizzentrale eines Industriebetriebes für Maschinenbau lag die besondere Herausforderung darin, die neue Anlage innerhalb der im Bestand gegebenen Energiezentrale unterzubringen (Bild 5). Hierfür mussten die gegebenen Raumverhältnisse vor Ort digital aufgemessen werden. Der zur Verfügung stehende Raumbedarf wurde dokumentiert und bildete die Ausgangsbasis für die BIM-konforme Planung. Auf dem ursprünglichen Aufstellungsplatz von zwei Großkesseln sollten drei Spezialkessel mit Abgas-Wärmerückgewinnung und einem BHKW für die Grundlastversorgung nebst hydraulischer Weiche und Pufferspeicher aufgebaut werden. „Hierzu war es für uns extrem wichtig, mit echten Abmessungen, im Maßstab 1:1 mit wahren Bauteilen der Hersteller arbeiten zu können. Nur durch diese exakte Planung war es uns möglich, alle Aufstellplätze optimal zu belegen und alle notwendigen Trassenführungen unter Beachtung der erforderlichen Komponenten baureif zu konzipieren“ (Claus-Hermann Ottensmeier, Geschäftsführer Ottensmeier Ingenieure). Die Planung der neuen Heizzentrale wurde in 3D mit realen Abmessungen durchgeführt. Hierbei wurden auch die Isolierung der Rohrleitungen und Behälter berücksichtigt, um den tatsächlichen Platzbedarf bereits im Gebäudemodell prüfen zu können. So entstand unter Berücksichtigung der realen räumlichen Gegebenheiten ein realitätsgetreues 3D-Modell der Heizzentrale. Von diesem Modell konnten direkt alle Schnittlisten für die Rohrvorfertigung generiert werden.
Bei der Sanierung eines Krankenhauses wurde beim Austausch der einzelnen RLT-Anlagen eine zentrale Wärmerückgewinnung nachgerüstet (Bild 6). Die Arbeiten zum Austausch der einzelnen Komponenten mussten im laufenden Krankenhausbetrieb erfolgen. Hierdurch war es zunächst notwendig, mit Hilfe von millimetergenauen CAD-Modellen der originalen Bauteilkomponenten den Platzbedarf für die Aufstellung der einzelnen Aggregate zu optimieren. Aufbauend auf der Bestandserhebung wurde die Planung der Revitalisierung der RLT-Zentralen durch die Ottensmeier Ingenieure konzipiert. Mittels 3D-Modellierung konnte der Austausch der Einzelkomponenten planungstechnisch und logistisch am digitalen Gebäudemodell erarbeitet werden. Ergänzend zu den RLT-Anlagen wurde eine komplexe Wärmerückgewinnung (WRG) nach dem energieeffizienten SEW-System für sämtliche in den Zentralen zum Austausch anstehenden RLT-Anlagen konzipiert und ausgeführt. Die Komponenten der RLT-Anlagen sowie das WRG-System wurden hinsichtlich der Umsetzung zur Einbringung der einzelnen Bauteile jeweils über die Strecke des Transportweges überprüft. Nur so konnte der reibungslose Ablauf der darauf aufbauenden Baumaßnahme sichergestellt werden. Aufgrund der BIM-konformen Arbeitsweise in der Planung wurde zudem die Grundlage für den Aufbau des zukünftigen CAFM-Systems geschaffen.
BIM-Manager als Dirigent von Top-Solisten
Durch die gewerkeübergreifende Planung können Synergieeffekte zwischen den einzelnen Phasen vom Entwurf über die Konstruktion bis hin zum Betrieb geschaffen werden (Bild 7). „An einem BIM-Prozess arbeiten immer nur Profis, selbst die jeweiligen Projektmanager der einzelnen Planungsbüros sind überwiegend technisch versierte Fachleute. Der Planungsmanager hat die Aufgabe, wie ein Dirigent alle diese Top-Solisten in einem Symphonieorchester harmonisch zusammen spielen zu lassen“ (Patrick van den Bogaard, Senior Projectmanager van aken architecten). Das folgende Beispiel zeigt, wie durch den Einsatz der BIM-konformen Arbeitsweise die koordinierte Planung sehr vieler Akteure und ein praxistauglicher Datenaustausch realisiert wurde.
Beispiel „Mall of Scandinavia“
Im Stadtteil Solna, nur wenige Kilometer vom Zentrum Stockholms entfernt, wurde Ende 2015 eines der modernsten Shopping-Center Europas, die „Mall of Scandinavia“ fertiggestellt. Mit einer Mietfläche von 101.048 Quadratmetern ist die Mall of Scandinavia das größte Shopping-Center Schwedens. Die Fläche verteilt sich über drei Geschosse und bietet ca. 230 Shops und Gastronomiebetrieben Platz. Außerdem beherbergt die Mall ein Multiplex-Kino mit 15 Sälen, über 2.000 Sitzplätzen und dem ersten IMAX-Filmkino Schwedens.