Statt Striche zu zeichnen, wird mit Bauteilen gearbeitet, die durch zugeordnete Attribute "intelligent" werden. Eine vordefinierte Planungsbibliothek erleichtert die Modellerstellung erheblich und Strichart und -dicke werden automatisch maßstabsgetreu gewählt. Vordefinierte Planlayouts lassen Schal- und Bewehrungspläne in der gewünschten Optik erscheinen und steigern die Qualität der Ausführungsunterlagen. Gleichzeitig ist damit auch der Bürostandard definiert. Alles wird aus dem 3D-Modell abgeleitet, angefangen von Tabellen und Listen bis hin zu Massenauszügen. Ebenso müssen Anpassungen an einem Bauteil – zum Beispiel eine Wand mit einer bestimmten Stärke – nicht mehr einzeln an allen Stellen nachgetragen werden, an denen das Bauteil verbaut wird. Es reicht die Änderung an einem Beispiel, die dann auf die übrigen Positionen übertragen wird. Das Konstruieren bleibt für das Team gleich. Im Gegenteil: Durch die konsequente Bewehrungsverlegung im 3D-Modell ist die Bewehrung gleichzeitig in Grundriss, Schnitt und Ansicht verlegt. Damit erreicht das Büro eine 30 bis 35 Prozent höhere Produktivität in der Konstruktion.
Auf die Frage, warum Ingenieure auf das Arbeiten in 3D setzen sollten, antwortet Walter Muck: "Die Informationen und Auswertungsmöglichkeiten, die eine 2D-Zeichnung bietet, genügen dem heutigen Planungsalltag, mit wachsenden Anforderungen bei kurzen Bauzeiten, immer weniger. Am 3D-Modell sieht man sofort, wenn zum Beispiel ein Rohr durch ein Fenster verläuft – und nicht erst auf der Baustelle. Zudem ist das Austauschen von Informationen rund um die Uhr und überall auf der Welt heute gängige Praxis. Auf überholte und langsame Prozesse wird keine Rücksicht genommen."
Von 3D zur BIM-Arbeitsweise
Aufgrund dieser stetigen Weiterentwicklung war der Schritt zu BIM für MuckIngenieure einfach. Seit mehr als fünf Jahren arbeiten die Tragwerksplaner nun mit der digitalen Methode. Bei der Konstruktion von Tragwerken setzt das Team auf "Allplan Engineering" – ergänzt um die Planungsbibliothek "Allplan IBD" mit intelligenten Baudaten. Das in Allplan mit allen benötigten Attributen angereicherte 3D-Modell wird über die BIM-Plattform "Allplan Bimplus" allen Planungsbeteiligten zur Verfügung gestellt und erleichtert so die Kommunikation. Das Tragwerksmodell wird mit den Modellen der Architekten und Fachplaner abgeglichen. Fragen werden über das BIM Collaboration Format kommuniziert und dokumentiert.
Statt ganzer Modelle werden hier nur sehr kleine Informationen versandt, die jedoch, zum Beispiel mithilfe von "Allplan Bimplus", direkt zur betreffenden Stelle im 3D-Modell hinführen. Diese Dateien werden dabei gleichzeitig protokolliert und archiviert, wodurch auch die Kommunikation der Planungsbeteiligten automatisch dokumentiert ist. Der Abgleich der verschiedenen Fachmodelle erfolgt im IFC-Format. Die Planung wird online und direkt am BIM-Modell besprochen und bearbeitet. Die Visualisierung von Tragwerksvarianten beim Bauherrn wird zum Kinderspiel. Die BIM-Arbeitsweise bietet in der gesamten Zusammenarbeit mit den Planungspartnern große Vorteile: Durch cloudbasierte Softwarelösungen ist es zudem möglich, dass Mitarbeiter oder auch unterschiedliche Büros von verschiedenen Standorten aus effektiv an einem Projekt arbeiten können.
Bei allen Argumenten für eine Umstellung auf die BIM-Arbeitsweise hebt Walter Muck vor allem eines deutlich hervor: "Die Zukunft ist digital und darauf müssen sich alle einstellen – auch die Baubranche. BIM hilft dabei, einheitliche Bürostandards einzuführen, den Nachwuchs von Bauzeichnern und Bauingenieuren für sich zu gewinnen sowie auch als kleines Büro größere Projekte (mit) zu bearbeiten. Letzteres wird dadurch möglich, dass etwa freie Mitarbeiter dank IFC-Format problemlos in Projekte mit eingebunden werden können. Nicht zuletzt erhöht BIM deutlich die Effizienz der Bearbeitung und reduziert Planungsfehler im Vorfeld."