Die Zukunft der Kältemittel
Carsten Hoch (Referatsleiter Kältetechnik TÜV Süd Industrie Service GmbH), Boris Kurz (Geschäftsführer Henne Stuttgart GmbH), Volker Weinmann (Daikin Beauftragter Politik, Umwelt und Verbände) und Gunther Gamst diskutierten zum Abschluss das heißeste Thema der Kältebranche: die Kältemittelsituation aufgrund der F-Gase Verordnung und den richtigen Umgang mit den "neuen" Kältemitteln.
Dabei verdeutlichte Boris Kurz gleich zu Beginn: "Viele Kunden, vor allem große Supermarktketten, wissen schon lange über die Umbrüche im Kältemittelmarkt Bescheid. Bei kleineren Kunden ist die Verunsicherung allerdings sehr groß. Hier ist es für uns Anlagenbauer von Vorteil, ausreichend Informationsmaterial vom Hersteller zur Hand zu bekommen, um die Umstellung zu erleichtern."
Wie wichtig gute Ausbildung und die enge Zusammenarbeit zwischen Handwerk und Hersteller ist, unterstrich auch Gunther Gamst: "Wir bieten unterschiedlichste Schulungen, Trainings, Veranstaltungen und natürlich digitale Informationsmaterialien an. Denn die Zeit für Schulungen ist gut investiert, wenn danach Inbetriebnahme und Wartung reibungslos ablaufen." Gerade in der aktuellen Umstellungsphase auf Niedrig-GWP Kältemittel sei es wichtig, am Ball zu bleiben.
Carsten Hoch berichtete von seinen Erfahrungen aus Sicht einer unabhängigen Prüfstelle für Kälteanlagen: "Kältemittel sind natürlich ein vielschichtiges Thema. Egal ob A1, A2L oder A3 Kältemittel, die Kompetenz der Fachleute ist immer gefragt. Wenn Mitarbeiter mit dem richtigen Know-how und den passenden Tools ausgerüstet sind, dann ist der Einsatz von unterschiedlichen Kältemitteln möglich. Je nach der konkreten Anwendung und Lage der Anlage muss nach sinnvollen, sicheren Lösungen gesucht werden."
Oft werde aber vergessen, dass viele Alternativ-Kältemittel gar nicht neu und unerprobt sind, so Gunther Gamst. Anlagenbauer und Planer würden schon lange mit R-32 arbeiten, denn auch R-410A besteht zu 50 % aus R-32.
Boris Kurz gehört zu den Vorreitern in der Branche: "Das genaue Beobachten der Marktsituation gehört für mich zum Beruf dazu. Wir haben schon sehr früh natürliche Kältemittel und Kältemittel mit niedrigem GWP eingesetzt. Das macht sich jetzt bezahlt. Um das Vertrauen der Kunden zu halten, müssen wir sie zukunftsfähig beraten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es machbar ist, den Kunden den Phase-down verständlich zu machen." Verständnis für die hohen Kältemittelpreise müsse sich allerdings erst entwickeln.
"Langfristig werden neue Prozesse zum Kältemittel-Recycling den Preis sicherlich senken. Jetzt gilt es, die Dichtheit der Anlagen noch weiter zu verbessern und alle Kältemittel zu nutzen, die zur Verfügung stehen", so Volker Weinmann, der die Entwicklung auch als Beitrag zum Klimaschutz sieht: "Die Wärmepumpentechnologie ist für uns der Schlüssel zur Erreichung der Klimaziele. Die steigenden Preise für Kältemittel beschleunigen den Umstieg auf Systeme mit niedrigem Treibhauspotenzial und sind damit ein wichtiger Schritt in Richtung 2° Wirtschaft."
Zum Vormerken: Die 5. Leading Air Convention findet am 10. und 11. April 2019 in Berlin statt.