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"E-Mails sind keine Kommunikation…"

Dienstag, 11.07.2017

Du lebst und arbeitest in Zürich als Senior Consultant im Bereich Digital Real Estate. Was können deutsche TGA-Fachplaner und Architekten vom Nachbarland lernen?

  • Seid offen für Neues! Warum sollten neue Techniken per se schlecht sein? Probiert es aus.

  • Bringt eigene Vorschläge und Verbesserungen ein! Lernt, euer Gegenüber mit lösungsorientierten Argumenten zu überzeugen. Probleme sind von gestern!

  • Redet miteinander! Stellt keine Vermutungen an, was das Gegenüber möchte, sondern klärt Dinge ab und haltet das Ergebnis für beide Seiten fest.

  • Kommuniziert! E-Mails sind keine Kommunikation. Eure erstellten Modelle können für andere wichtig sein und Arbeit ersparen – auch da, wo man es nicht vermutet! Wir erstellen beispielsweise dreidimensionale Gebäudemodelle in der Genauigkeit, die vom Bauphysiker für solare Eintragsanalysen genutzt werden können. So etwas hätten wir ohne Kommunikation einfach nicht gewusst.

  • Seid unkompliziert! Denkt einmal unkompliziert und schlagt dem Bauherrn selbst etwas vor, wie man ein Projekt anders abwickeln könnte. Vielleicht ist das ein neues und erweitertes Geschäftsmodell für Euch?

  • Fehler sind dazu da, gemacht zu werden! Glaubt nicht die Mär, dass mit BIM keine Fehler mehr gemacht werden. In der Schweiz hat es, anders als in Deutschland, eine hohe Fehlerkultur. Jeder Fehler darf und muss einmal gemacht werden. Wie sollen sonst Verbesserungen möglich sein? Woher soll man wissen, was der Fehler auslöst? Wie viele Produkte und Verbesserungen wurden erst durch Fehler möglich!

Ein Cartoon zum Thema CAD.
Quelle: www.cadcartoons.com
"Oft erlebe ich es, dass die Projektbeteiligten total verunsichert sind, was nun der BIM-Berater eigentlich möchte? Werde ich als Planer nun redundant und werde nicht mehr benötigt? Sinkt mein Honorar? Muss ich mehr leisten für weniger Geld? Liebe Planer, das ist absoluter Nonsens! Nicht weil ich BIM anwende, werde ich redundant, sondern wenn ich es nicht mehr anwende, werde ich redundant in Zukunft", betont Adrian Wildenauer.

Wie weit sind die Themen "Lebenszyklusanalyse von Gebäuden" bzw. "Ökobilanzierung von Bauprodukten" in der Schweiz schon gediehen?

Hier gibt es mehrere Ansätze. Dazu muss ich sagen, dass der helvetische Weg oft so ist, dass man verschiedene Wege zum Teil auch gleichzeitig ausprobiert und an der nächsten Weggabelung überlegt, was man besser machen könnte. Das hat aber nichts mit Vorsicht zu tun, sondern mit Überlegen, was man tut. In der Schweiz ist man sehr konsensorientiert, was solchen Themen zugutekommt.

Ich kenne mehrere Ansätze, dass man den Bauelementen in den digitalen Gebäudemodellen die ökologischen Informationen mitgibt und diese dann dezidiert in einem Terminplan auswertet. Dieser Terminplan wird zum Mittelabflussplan für den Bauherrn, bei dem dieser erkennt, wann, wie, welche Bauelemente (z.B. Teppichböden) ausgetauscht werden müssen. Bei einer Änderung der Bodenbeläge in Parkett erkennt der Bauherr sofort, dass er am Anfang beispielsweise 100 CHF/m² mehr investieren muss, dafür aber nach 15 Jahren den Boden nicht austauschen muss, sondern erst nach zum Beispiel 40 Jahren. Ist das nicht genial und einfach? Man nimmt dem Bauherrn Aufgaben ab und hat ein weiteres Geschäftsmodell, um den Kunden noch besser bedienen zu können. Warum sollte man das nicht tun?

Weiterhin kann man über Verknüpfungen mit Datenbanken den ökologischen Fußabdruck eines Gebäu-des generieren. Nicht auf Knopfdruck, aber einfacher und genauer als bisher. Auch sind so spezifischere und genauere Analysen möglich als zuvor, wo jedem Betonelement pauschal eine Lebensdauer von 50 Jahren oder einer Rohrschelle eine Lebensdauer von sagen wir zehn Jahren mitgegeben wurde.

Über die Einbeziehung von Informations- und Kommunikationstechniken in BIM-Projekten spricht Adrian Wildenauer u. a. auch in seiner Kolumne.

Weiterführende Informationen: http://www.pom.ch

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal

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