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Wärme

Erdgas und Heizöl bestimmen weiter das Geschehen

Donnerstag, 01.09.2016

Gasheizgeräte, ob mit Brennwert- oder Heizwerttechnik, dominieren über die ganze Zeit das Geschäft. Zuletzt setzten rund drei von vier verkauften Wärmeerzeugern auf den Energieträger Gas. Gasbrennwertgeräte haben sich dabei zu einem Quasi-Standard entwickelt. Ihr Marktanteil stieg von knapp 40 Prozent in 2005 auf über 60 Prozent seit 2013. Der Anteil der Heizwertgeräte verringerte sich im Gegenzug und pendelte sich bei rund 16 Prozent ein. Über die Gasversorgung bräuchten sich die Verbraucher dabei nach Einschätzung des BDEW auch keine Sorgen machen. „Erdgas ist und bleibt ein sicherer Energieträger“, unterstreicht Tuschek. „Seit vielen Jahrzehnten haben wir in Deutschland eine sichere und leistungsfähige Gasversorgung.“ Diese basiert auf vier zentralen Säulen: Diversifizierte Importquellen und Transportwege, eine heimische Erdgas-Förderung, hohe Speicherkapazitäten und liquide Handelsmärkte. „Dies hat sich in Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten bewährt.“ So verfüge die deutsche Gaswirtschaft über das größte Speichervolumen in der EU. Anfang 2014 waren 51 Untertage-Gasspeicher in Deutschland in Betrieb. Ihre Speicherkapazität entsprach mehr als einem Viertel der im Jahr 2013 verbrauchten Erdgasmenge (Abb. 15).

Karte mit den Standorten der deutschen Untertage-Erdgasspeicher.
Quelle: BDEW
Anfang 2014 hatte die deutsche Gaswirtschaft 51 Untertage-Gasspeicher in Deutschland in Betrieb (Abb.15).

Die Gasversorgung Deutschlands wiederum basiere auf stabilen Lieferbeziehungen. Hauptlieferländer sind die Niederlande, Norwegen und Russland – mit schwankenden Anteilen (Abb. 16).

Die Diagramme zeigen die prozentualen Anteile der verschiedenen Länder am deutschen Erdgasaufkommen von 2000-2013.
Quelle: BDEW
Die Gasversorgung Deutschlands basiert auf stabilen Lieferbeziehungen zu den Hauptlieferländern Russland, Norwegen und die Niederlande (Abb.16).

Die Hauptmenge kommt aus Russland. Norwegen rangierte lange auf Rang zwei, bis 2013 die Niederlande die Position übernahm. Die inländische Förderung trug zur Jahrtausendwende noch zu fast einem Fünftel zum Erdgasaufkommen bei. Doch ging ihre Bedeutung in den vergangenen Jahren deutlich zurück und ihr Anteil liegt jetzt nur noch bei knapp einem Zehntel. In 2014 betrug das Erdgasaufkommen 1.041 Mrd. kWh. Die inländische Förderung trug dazu mit 99,5 Mrd. kWh bei (rund zehn Prozent). Wichtigstes Lieferland blieb Russland. Der Anteil russischen Erdgases am deutschen Aufkommen lag bei 38 Prozent. Der niederländische Anteil betrug 26 Prozent, der Anteil Norwegens 22 Prozent. Die restlichen 4 Prozent verteilten sich auf Dänemark, Großbritannien und weitere Länder. Insgesamt stammten somit knapp zwei Drittel des Erdgasaufkommens in Deutschland aus Westeuropa. Nach ersten Schätzungen wurden in 2014 auch 7,5 Mrd. kWh auf Erdgasqualität aufbereitetes Biogas in das deutsche Erdgasnetz eingespeist. Allerdings werden diese Mengen entsprechend dem Bilanzierungsschema der AG Energiebilanzen sowohl auf der Aufkommens- als auch auf der Verbrauchsseite unter erneuerbaren Energien und nicht unter Erdgas erfasst.

Heizöl bleibt beständig

Ölkessel haben für die Heizungsindustrie über die Jahre zwar an Marktbedeutung verloren, doch rangieren sie immer noch an zweiter Stelle hinter Erdgas (Abb. 14). 2005 war noch jeder vierte verkaufte Wärmeerzeuger eine Ölheizung. In den vergangenen Jahren war es nur noch jeder zehnte, damit hat sich der Energieträger im Modernisierungsmarkt vorerst eine relativ feste Nische erobert. Dabei gab es einen deutlichen Technologiewandel von der Heizwert- zur Brennwerttechnik. Im Vergleich zur Gasheizung hat sich die Brennwerttechnik erst spät im Markt etabliert, doch seit 2008 wurden regelmäßig mehr Brennwert- als Heizwertkessel verkauft. Der Trend zu immer effizienteren Ölheizungen hat sich auch im Heizölmarkt bemerkbar gemacht, berichtet das IWO (Institut für Wärme und Oeltechnik). So hat sich der Heizölverbrauch in Deutschland zwischen 1995 und 2014 mehr als halbiert – von rund 35 Mio. t auf knapp 17 Mio. t. (Abb. 17).

Die Grafik zeigt die Anzahl der Ölheizungen, den Verbrauch je Anlage und den Inlandsabsatz bei Heizöl in Deutschland von 1995-2014.
Quelle: IWO
Der Heizölverbrauch in Deutschland hat sich zwischen 1995 und 2014 mehr als halbiert (Abb.17).

Dies, obwohl die Anzahl der Ölheizungen mit etwa 5,6 Mio. Anlagen nahezu gleich geblieben ist. So wurden zum einen immer mehr „veraltete“ Ölheizungen durch effizientere Niedertemperatur- oder Brennwertheizkessel ersetzt. Dazu beigetragen haben zum anderen aber auch die schrittweise Dämmung von Dächern und Gebäuden sowie der Austausch von energieeffizienteren Fenstern. Zudem werden Ölheizungen oft mit Solarthermie kombiniert, betont Adrian Willig, Geschäftsführer des IWO. „Besitzer einer Ölheizung setzen bei der Modernisierung überdurchschnittlich oft auf eine Ergänzung mit Solarthermie.“ Allein im Jahr 2014 sei fast ein Drittel der neu eingebauten Öl-Brennwertheizungen zusätzlich mit einer Solarthermie-Anlage ausgestattet worden, so eine Befragung des IWO unter über 1.000 Betrieben des Heizungsbauhandwerks. Auf hohe Akzeptanz bei den Verbrauchern sei auch die Kampagne „Deutschland macht Plus!“ gestoßen. Die bundesweite Modernisierungsaktion für effizientes Heizen mit Öl und Kombination mit erneuerbaren Energien wurde im Sommer 2011 vom IWO zusammen mit Heizgeräteherstellern und dem Mineralölhandel ins Leben gerufen. Fast 17.000 Modernisierungen mit Öl-Brennwerttechnik (ein Investitionsvolumen von rund 170 Mio. Euro) konnten damit in den ersten vier Jahren angestoßen werden, berichtet Willig. „Die Zahlen zeigen, wie viel sich mit attraktiven Förderanreizen erreichen lässt.“ So seien die Heizungserneuerungen entweder durch Geldprämien oder Heizölgutscheine für Modernisierer direkt gefördert oder durch Werbekostenzuschüsse für das Handwerk angereizt worden. „Einfache Förderprogramme und stetige Information der Verbraucher über die Vorteile der Heizungsmodernisierung stärken nachweislich den Heizgeräteabsatz“, unterstreicht Willig. So leiste die Aktion einen Beitrag zur Effizienzsteigerung im Gebäudebereich und für den Klimaschutz. In diesem Jahr ist eine Neuauflage der Aktion gestartet (Laufzeit bis Ende 2017). Heizungsbauer könnten unkompliziert und ohne eigenen finanziellen Aufwand von der Aktion profitieren, indem sie diese ihren Kunden empfehlen, erklärt Olaf Bergmann, verantwortlich für die Aktion beim IWO. „Die Aussicht auf attraktive Prämien und Fördergelder sorgt für Interesse und schafft einen Anreiz, die bislang auf-geschobene Modernisierung der Heizung endlich anzugehen. Und am Ende sorgt der finanzielle Vorteil für hochzufriedene Kunden, die ihren Heizungsbauer gerne weiterempfehlen.“ Das IWO sieht das Heizöl als flüssigen Brennstoff aufgrund seines hohen Energiegehalts und seiner kompakten Lagermöglichkeiten für eine sichere Wärmeversorgung als optimal geeignet an. Die flexible Infrastruktur per Schiff, Pipeline, Bahn und Tankwagen trage zur Versorgungssicherheit und Unabhängigkeit bei. Knapp die Hälfte des Öls beziehe Deutschland aus Russland und Ländern der ehemaligen Sowjetunion, ein Viertel stamme aus der EU und Norwegen (Abb. 18).

Die Karte zeigt, welche Länder Deutschland wie viel Öl liefern (in Prozent).
Quelle: IWO
Knapp die Hälfte des Öls bezieht Deutschland aus Russland und Ländern der ehemaligen Sowjetunion.

Die Entdeckung und Erschließung neuer Ölvorkommen hätten ein mögliches Ende des Ölzeitalters weit in die Zukunft verschoben. Obwohl der globale Verbrauch infolge des Wirtschaftswachstums in Schwellenländern wie China und Indien in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um etwa 14 Prozent gestiegen ist, hätten sich die weltweit bestätigten Ölreserven seit dem Jahr 2000 um rund 50 Prozent erhöht: und zwar von 140 Mrd. t auf 219 Mrd. t. Mit neu entwickelten Bohrverfahren könnten zudem auch die in unterschiedlichen Tiefen liegenden Ölvorräte einer Lagerstätte angezapft werden. Dies helfe, auch schwer zugängliche Vorkommen zu erschließen und die verfügbaren Ölreserven der Welt zu steigern (Abb. 19).

Die Grafik zeigt die weltweiten Ölreserven und -ressourcen in Tonnen.
Quelle: IWO
Die weltweit bestätigten Ölreserven haben sich in den vergangenen Jahren auf 219 Mrd. t erhöht (Abb.19).

Auch neue Bauvorschriften seien kein Hinderungsgrund für die Wahl von Heizöl. So wurde mit Beginn dieses Jahres die EnEV für Neubauten verschärft. Bauherren, die seitdem ihren Bauantrag einreichen, müssen einen um 25 Prozent geringeren Primärenergiebedarf und einen verbesserten Wärmeschutz in ihrem Neubau erreichen. „Für Bauherren, die ihr neues Haus mit einer Öl-Hybridheizung beheizen wollen, ist das kein Problem“, betont das IWO. Wie Berechnungen des ITG (Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden) im Auftrag des IWO zeigen, lassen sich die neuen Vorgaben zu wirtschaftlich attraktiven Konditionen unter anderem mit Kombinationen aus Öl-Brennwerttechnik und Solarwärme oder wassergeführtem Kaminofen erfüllen. Bei Verbräuchen von nur 550 l bis 810 l Heizöl im Jahr und den im Vergleich zu Erdgas derzeit deutlich günstigeren Brennstoffkosten werde die Ölheizung so auch im Neubau wieder verstärkt zum Thema. „Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass ölbasierte Heizungsanlagen in den unterschiedlichsten Konstellationen den verschärften Anforderungen im Rahmen der Energieeinsparverordnung genügen. Wer einen Neubau in Angriff nimmt, kann also getrost auch mit diesen Varianten planen“, konstatiert ITG-Geschäftsführer Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz. Auch die Frage nach dem Platzbedarf für einen Heizöltank relativiere sich. So benötige laut der Untersuchung zum Beispiel eine Variante mit Lüftungsanlage und Solarthermie zur Trinkwassererwärmung nur noch 606 l Heizöl im Jahr. Dafür reicht dann ein moderner, kompakter 1.000 l Tank, der weniger als 1,5 m² Fläche beansprucht und sich dank zuverlässiger Geruchsbarriere auch im Hauswirtschaftsraum aufstellen lässt. Das Energieeffizienzlabel für Heizungen sieht man beim IWO kritisch, da die Kennzeichnungen im Fall von Heizgeräten keine Auskunft zu den späteren Energiekosten geben. „Das neue Label zeigt an, wie effizient das jeweilige Heizgerät mit dem Energieträger umgeht. Damit leistet es einen Beitrag, um ein stärkeres Bewusstsein für sparsame Heizsysteme zu schaffen“, erklärt IWO-Geschäftsführer Willig. So würden Gas- und Ölheizungen mit Brennwerttechnik in der Regel mit einem „A“ bewertet. Doch dürfe die Aussagekraft des neuen Labels nicht überschätzt werden. „Beim Vergleich unterschiedlicher Effizienzlabel von Haushaltsgeräten sind Rückschlüsse auf die tatsächlichen Energiekosten möglich, da diese alle mit Strom betrieben werden. Bei Heizgeräten funktioniert das nicht so einfach, da es unterschiedliche Energieträger mit unterschiedlichen Preisen gibt“, so Willig. So lagen zum Beispiel im August vergangenen Jahres die durchschnittlichen Kosten für einen Liter Heizöl um gut 20 Prozent unter dem Preis für die entsprechende Energiemenge Erdgas. Auch Strom sei vergleichsweise teuer. Trotz Effizienzlabel führe an einer individuellen Beratung weiterhin kein Weg vorbei, unterstreicht Willig. „Die Heiztechnik muss auf den individuellen Bedarf angepasst werden. Nicht jedes Heizsystem arbeitet in jedem Haus gleich wirtschaftlich.“ Ein Zukunftsthema für Ölheizungen sieht das IWO in Power-to-Heat. Um die Chancen, die sich durch die Verbindung von Strom- und Wärmemarkt ergeben, optimal zu nutzen, setzt man sich insbesondere für technologieoffene Lösungen und angemessene Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung der Power-to-Heat Technologie ein. „Nur durch die intelligente Verknüpfung von Strom- und Wärmemarkt wird die Energiewende gelingen“, betont Willig. „Moderne Hybridheizungen auf Basis der Öl-Brennwerttechnik können dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Denn durch die sinnvolle Kombination speicherbarer Energie mit grünem Heizstrom entfällt die Notwendigkeit gesicherter Kraftwerksleistung. Bei einem massenhaften Einbau monovalenter Strom-Wärmepumpen wären dagegen zusätzliche, konventionelle Kraftwerke nötig.“ Mit Power-to-Heat in Hybridheizungen könnten Stromüberschüsse aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen, die sonst abgeregelt werden müssten, mit einem kleinen elektrischen Heizelement in Wärme fürs Haus umgewandelt werden. Dieses Konzept habe sich bereits im Feldversuch bewährt. Damit könnten enorme Kosten eingespart werden. Denn auch abgeregelter Strom wird bezahlt, obwohl er gar nicht erzeugt wird. Allein 2014 seien in Deutschland dafür bereits mehr als 100 Mio. Euro im Rahmen der Einspeisemanagement-Regelung aufgewendet worden, Tendenz steigend. Technisch sei die Aufrüstung der Heizanlagen in den Gebäuden schon heute machbar. Es fehlten jedoch geeignete Rahmenbedingungen im Strombereich, damit Privathaushalte Stromüberschüsse wirtschaftlich nutzen können. „Hybridheizungen, also Heizsysteme, die mindestens zwei unterschiedliche Energieträger, zum Beispiel Heizöl und Sonnenwärme, verwenden, könnten künftig mit dem Strommarkt verknüpft werden. Dank der Pufferspeicher, die in diesen Heizungen Wärme bevorraten, wäre die Power-to-Heat Technik eine unkomplizierte Ergänzung“, erklärt Simon Jastrzab, Projektleiter beim IWO. Anders als rein strombasierte Heizsysteme, wie Strom-Wärmepumpen oder Nachtstromspeicherheizungen, würden Power-to-Heat fähige Ölheizungen keine Reservekraftwerkskapazitäten benötigen, die mit großem Kostenaufwand bereitgehalten werden müssten. „Um Power-to-Heat in den Heizungen vieler Privathaushalte einsetzen zu können, sollte die Nutzung von überschüssigem, grünem Strom zumindest teilweise von Umlagen und Entgelten befreit werden. Auch variable Stromtarife, die die Marktlage berücksichtigen, sind eine Voraussetzung“, so Jastrzab. Durch die Einbindung von Überschussstrom aus einer hauseigenen Photovoltaikanlage ergebe sich zukünftig noch eine weitere Variante der Nutzung von Power-to-Heat in Hybridheizungen.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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