Digitalisierung und Konnektivität sind richtungsweisende Entwicklungen des 21. Jahrhunderts – mit enormem Einfluss auf die Gebäudebranche. Automatisierte Gebäudetechnik, bei der einzelne Sensoren und Aktoren vernetzt sind, miteinander kommunizieren und über Controller gesteuert werden, gehört dabei längst zum Standard moderner Gebäude. Doch wie viel smarte Automation braucht ein Gebäude wirklich und wie lässt sich die zunehmende Technik in Gebäuden sinnvoll und zukunftsfähig managen?
Gebäudeautomation zukunftssicher gestalten
Dienstag, 14.09.2021
Die Gebäudetechnik unterliegt einer sich wandelnden, zunehmend digitalen Welt, die in den letzten Jahrzehnten immer wieder neue Entwicklungen vorangetrieben hat, insbesondere die Gebäudeautomation. Dabei nimmt vor allem die Kommunikation in und zwischen Gebäuden zu und wird übergreifender. Früher hatten einzelne Anlagen wie die Heizung oder die Beleuchtung eigenständige Regler; heute werden diese auf eine gemeinsame Datenbasis gehoben und die erfassten Daten zusammen dargestellt. Die Betrachtung erfolgt integral: Statt mit proprietären Insellösungen arbeiten Gebäude heute mit offenen, vernetzten Systemen. Hierfür haben sich auf der Feld- und Automationsebene IP-basierte Steuerungsgeräte, Sensoren und Schaltsysteme, die über Feldbus und Ethernet auf ein Netzwerk gebracht werden, sowie herstellerunabhängige Protokolle, wie beispielsweise BACnet, fest etabliert.
Ein Anbieter, der die Verfügbarkeit von Netzwerken über IP-Layer von Gebäudekomponenten seit Anfang an konsequent verfolgt, ist der Mindener Komponenten- und Systemanbieter Wago. „Wenn man sich die Gebäudeautomation der letzten 20 Jahre anschaut, haben wir uns schon immer in einem Bereich bewegt, den man heute so gerne als Internet of Things bezeichnet,” fasst Daniel Wehmeier, Head of Market Management Building bei Wago, zusammen. „Wir waren schon immer eine Branche, die viele Sensoren und Aktoren im Feld in den Fingern hatte und diese erfasst und gesteuert hat.”
Dass die Branche den potentiellen Mehrwert der dabei entstehenden Datenpools längst erkannt hat, zeigen die aktuellen Entwicklungen im Bereich der Management- und Bedienebene. Managementsysteme greifen dabei auf die Datenbasis zu und nutzen sie für übergeordnete Gebäudebeobachtungen, wie beispielsweise Analysen und Optimierungen. Während Managementsysteme generell nichts Neues sind, zeigt sich auch hier die fortschreitende Digitalisierung und der Trend zur Konnektivität: Neben lokal installierten On-Premise-Systemen entdecken Hersteller und Gebäudebetreiber zunehmend Möglichkeiten, die Cloud-basierte Managementsysteme bieten. Dabei gilt: Je automatisierter ein Gebäude ist, desto mehr Daten stehen zur Auswertung und Optimierung zur Verfügung und desto sinnvoller ist es, verschiedene Managementlösungen in Betracht zu ziehen. Die erste Frage, die sich Gebäudebetreiber daher stellen müssen, ist: Wie smart soll mein Gebäude eigentlich sein?
Wie smart muss ein Gebäude heute sein?
Was heute ein sinnvoller Grad an Automatisierung in Gebäuden ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es gibt nicht den einen Standard, den Gebäude haben sollten. Vielmehr hängt der Automatisierungsgrad von den individuellen Wünschen und Anforderungen des Nutzers ab. Bei Gebäuden mit besonders flexibler Nutzung, wie beispielsweise Büromietflächen, macht eine höhere technische Ausstattung Sinn.
Dabei hat sich mit den Chancen, die die Gebäudeautomation bietet, ein wichtiger Innovationstreiber herausgestellt: Effizienz. Gebäudeautomation trägt entscheidend zu einem wirtschaftlich und ökologisch effizienten Gebäudebetrieb bei. Das wurde auch in für die Gebäudebranche wichtigen Vorgaben, wie dem zuletzt im November 2020 in Kraft getretenen Gebäudeenergiegesetz (GEG), festgehalten. Das GEG stellt energetische Anforderungen an neue und bestehende Gebäude und setzt damit eine Mindestintelligenz in Gebäuden voraus. Darüber hinaus ist heute von Raumautomation bis zu ersten Ansätzen künstlicher Intelligenz in Form selbst lernender Systeme technisch schon viel möglich. Aber: „Nicht alles, was technisch möglich ist, ist am Ende auch immer sinnvoll,” so Wehmeier. „Gebäude sollten nicht wahllos überautomatisiert sein. Am Ende muss die Automation immer einen Mehrwert für den Nutzer oder den Betreiber bieten.”
Die große Herausforderung ist dabei, dass schwer absehbar ist, wie sich der Gebäudemarkt oder auch Direktiven wie das GEG entwickeln. Hinzu kommt die rasante technische Entwicklung. Was heute noch keinen Mehrwert für den Nutzer bietet, kann morgen schon ganz anders aussehen. Gleichzeitig spielt begrenztes Budget bei Gebäudeprojekten häufig eine Rolle. Es macht also aus unterschiedlichen Gründen Sinn, Gebäude nicht direkt mit einem geschlossenen, umfassenden Automations- oder Managementsystem auszurüsten, sondern „step-by-step” nach den jeweiligen Bedürfnissen auszustatten. Wichtig ist dabei, dass Gebäude von Anfang an auf spätere Nachrüstungen und neue Anforderungen vorbereitet sind und die Möglichkeit haben, ihre Technik entsprechend zu erweitern. Diese Bereitschaft lässt sich über den sogenannten Smart Readiness Indicator gut abbilden.
Weiterführende Informationen: https://www.wago.com/de/
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