Planung eines neuen, interaktiven Weiterbildungszentrums in Attendorn
Gebäudetechnik als Strukturgeber im integralen Planungsprozess
Planung der „Viega World“
Donnerstag, 13.07.2023
Die Planung der „Viega World“, einem neuen interaktiven Weiterbildungszentrum in Attendorn, erfolgte durch eine neue methodische Herangehensweise mit einem ganzheitlichen und am Lebenszyklus orientierten Ansatz. Die Gebäudetechnik wurde in der Integralen Planung mit der Arbeitsmethodik Building Information Modeling (BIM) als wichtigster Strukturgeber im Planungsprozess mit besonderen Anforderungen an das BIM-Informationsmanagement identifiziert. Im Anschluss an eine fundierte Bedarfsplanung erfolgte die Auswahl des Planungsteams in einem mehrstufigen Auswahlverfahren entsprechend dem Referenzprozess des Stufenplans „Digitales Planen und Bauen“. Für die BIM-seitige Abbildung von strukturgebenden Einheiten nach geometrischen, technischen und funktionalen Gesichtspunkten wurden verbindliche Vorgaben zur Modellorganisation nach DIN EN ISO 19650 und ein neuartiger Fertigstellungsgrad für die Abstimmung der technischen Gewerke eingeführt. Über die Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) und den BIM-Abwicklungsplan (BAP) wurden konkrete Vereinbarungen zum Informationsmanagement, das heißt, zum Gegenstand, Fertigstellungsgrad und Zeitpunkt von Informationslieferungen getroffen. Betriebsdaten aus der Gebäudeautomation werden am digitalen Zwilling in Echtzeit abgebildet. BIM-Anwendungsfälle erstrecken sich damit über alle neun Leistungsphasen der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI). Mit den Erfahrungen ist das Vorhaben ein wichtiges Referenzprojekt für die Anwendung von BIM in der TGA.
Das neue Seminarcenter „Viega World“ ist am Gründungsstandort des Unternehmens in Attendorn-Ennest als interaktives Weiterbildungszentrum für etwa 200 Kunden lokalisiert. Es gliedert sich strukturell in sechs Bereiche, Empfang und Erschließung, Lernwelten, Konferenz, Ausstellung, Cafeteria und Arbeitswelten, und soll Besuchenden eine Atmosphäre mit authentischem Markenauftritt bieten und als Plattform für den fachlichen Austausch dienen. Als Besonderheit werden unter der Leitidee „Wissen erlebbar machen“ künftig auch die Planung und der Betrieb Bestandteil einer Ausstellung, indem Teile der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) sichtbar bleiben und die Auswertung und Visualisierung von Betriebsdaten am realen und digitalen Zwilling in Echtzeit möglich wird. Der Entwurf des Gebäudes als klimaneutrales Objekt orientiert sich mit seinem Energiekonzept an wichtigen Zielvorgaben der Energiewende und stellt höchste Ansprüche an die Nachhaltigkeit.
Neben großflächigen Photovoltaikanlagen wird das hohe anergetische Nutzungspotential aus Abwärme eines benachbarten Viega-Produktionsbetriebes erschlossen und Wärme- und Kältelasten über Wärmepumpenprozesse verschoben. Das Gebäude erhielt hierfür bereits im Vorzertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) die Auszeichnung „Platin“ und im eingereichten Zertifikat mit 90,3 Prozent Gesamterfüllungsgrad die höchste Punktzahl in der Kategorie „Neubau Bildungsbauten“ (zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch in der Konformitätsprüfung). Für eine Übersicht über die am Planungsprozess des Gebäudes beteiligten Akteure und deren Funktion sei auf die ausführliche Darstellung in [1] verwiesen.
Die Entwicklung einer neuartigen Systematik zur Verknüpfung von Energiemonitoring, funktionalen Zusammenhängen der Gebäudeautomation, BIM-Prozessen und der Anbindung an CAFM wurde durch das seitens des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Forschungsvorhaben Energie.Digital (Verbundpartner Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme, RWTH Aachen University und Viega, Laufzeit 2018 bis 2023) wissenschaftlich parallel erarbeitet. Im Ergebnis werden Daten der Gebäudeautomation auf Feldebene mittels Methoden des Linked Data mit Informationssystemen zum energetischen Monitoring und dem 3D-Informationsmodell verknüpft. Betriebsdaten werden am digitalen Zwilling in Echtzeit visualisiert, für einen Besuchenden beispielsweise erfahrbar an verschiedenen „digitalen Schachteinblicken“ im Gebäude.In der Planung, Projektentwicklung und Projektsteuerung wurde ein Paradigmenwechsel vollzogen und eine neue methodische Herangehensweise mit besonderem Fokus auf die TGA umgesetzt [1]:
Weiterführende Informationen: https://www.viega.de/de/homepage.html
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