Modellorganisation nach DIN EN ISO 19650
Das Informationsmanagement wurde im BIM-Abwicklungsplan nach DIN EN ISO 19650 [3] im höchsten Reifegrad der Stufe 3 umgesetzt. Neben entsprechenden BIM- und Prozessstandards enthält ISO 19650 auf der Technologieebene Vorgaben zum gemeinsamen Datenraum (Common Data Environment, CDE) sowie auf der Informationsebene Vorgaben zu Informationslieferungsprozessen und zur Organisation von Daten zu Bauwerken.
Besonders hervorzuheben ist die Organisation des Modells mittels entsprechender Informationscontainer. Hierbei wurden strukturgebende Einheiten identifiziert und zusammengefasst (Spatial Federation Strategy) und Ordnungsstrukturen für den Modellaufbau (Container Breakdown Structures) eingeführt. Als Informationscontainer wird unterschieden zwischen Bereich, Raum, Segment, Anlage, Trasse und System. Ein Segment stellt hierbei in Analogie zur Methodik nach VDI 3814 [7] die „kleinste betrachtete funktionale und geometrische Einheit“ dar, „die nicht-teilbar, eigenständig nutzbar ist und für die Funktionen der Raumautomation anwendbar sind“. Informationscontainer wurden im BIM als Bounding-Box-Objekte abgebildet und mit einem Kennzeichnungsschlüssel verwaltet.
Segmente gleicher Art und Nutzung wurden zu Segmenttypen zusammengefasst. Bereiche fassen mehrere Räume zusammen. Die Typisierung von Segmenten ermöglicht zudem die Identifikation von Wiederholfaktoren mit entsprechenden wirtschaftlichen Vorteilen für die modulare Vorfertigung und flexible Umnutzung sowie für die Vervielfältigung von Software für die Gebäudeautomation.
Die Koordination des Raumbedarfs für Trassen und Schächte erfolgte im Trassenmodell in der Vorplanung. Der objektbezogene Raumbedarf wurde mit Hilfe von Störkörpern definiert. Neben dem Komponentenraum (Component Space), das heißt, dem Raum, den ein Bauteil als solches einnimmt, wurden durch die Fachplaner Montageräume (Assembly Space), Wartungsräume (Maintenance Space) und Bedienräume (Operating Space) modelliert.
Mit diesem Vorgehen wurde die Modellpartitionierungsstrategie der Konzepte in BIM umgesetzt, indem unterschiedliche Informationscontainer für funktionale Bereiche, die räumliche Koordination und geometrische Zusammenhänge als strukturgebende Einheiten zusammengefasst und deren Einsatz im BIM-Datenmanagementsystem verbindlich vorgeschrieben wurde. CAD-seitig wurde das Modell nach den Vorgaben der Modellierungsrichtlinie des BAP auch in Ebenen organisiert, die einer einheitlichen Namenskonvention folgten.
Bedeutung für das Erreichen wichtiger Prozessziele
Die Modellorganisation in Informationscontainer hat auch Einfluss auf das Erreichen wichtiger Prozessziele. So beeinflussen im Lastenheft definierte Anforderungen zahlreiche Aspekte. Die Kenntnis der Nutzungsprozesse ist beispielsweise wichtig zum Erreichen des Prozessziels der Trinkwassergüte, indem Überdimensionierungen von Rohrleitungen vermieden werden (Nutzungsprozesse auf Segment-/Raumebene), eine getrennte Trassenführung für kalte und warme Medien angestrebt (Trassenkonzept) oder eine entsprechende separate Leitungsführung für Kalt- und Warmwasserleitungen umgesetzt wird (geometrische Ausdetaillierung auf Segmentebene) oder eine systemische Betrachtung von Trinkwassermanagement-Systemen erfolgt (Regelung auf Systemebene).
Die Überwachung eines energieeffizienten Anlagenbetriebs wird durch digitale Funktionsbeschreibungen oder das Benchmarking von Performance-Indikatoren auf der Ebene von Informationscontainern ermöglicht (Methodik Gegenstand der Forschung im Projekt Energie.Digital).
Betriebsdaten aus der Feldebene der Gebäudeautomation werden am digitalen Zwilling in Echtzeit dargestellt. Grundlage hierfür bilden unter anderem die im Rahmen des Förderprojektes Energie.Digital entwickelten wissenschaftlichen Methoden, die mit Hilfe von Linked Data [8] Informationssysteme miteinander verknüpfen und Daten für das Energiemonitoring aufbereiten. Digitale Schachteinblicke im Gebäude machen diese Daten für Besuchende sichtbar.