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Gute Gebäude sind das Ziel

Mittwoch, 07.08.2019

Was macht für Sie ein "gutes Gebäude" aus? Wie definieren Sie "Nachhaltiges Bauen" persönlich?

Ein gutes Gebäude funktioniert und fasziniert. Es bietet seinen Nutzern Heimat und steht in einem angemessenen Zusammenhang mit seiner Umgebung und seinem Quartier. Es lässt sich gut instand halten und altert in Würde. Nicht zuletzt passt es sich den unterschiedlichen Anforderungen und auch wechselnden Nutzungen an. Es wurde ressourcenschonend umgesetzt und die verwendeten Baumaterialien stammen aus der Region.

Das Venn-Diagramm zeigt die Überschneidungen zwischen Baukultur, Energie und Nachhaltigkeit.
Quelle: ee concept GmbH, Broschüre "Nachhaltigkeit gestalten", Bayerische Architektenkammer, Hrsg.
Effizienz, Behaglichkeit und Bezahlbarkeit schließen sich nicht aus. Intelligente Konzepte erfordern jedoch eine frühzeitige Abstimmung aller Projektbeteiligten, um zum Beispiel bei den Lebenszykluskosten oder auch bei der Ökobilanz des Gebäudes optimale Ergebnisse zu erzielen.

Was meinen Sie, kann Building Information Modeling (BIM) hierbei positive Impulse liefern? Wenn ja, inwiefern?

Die Digitalisierung bietet eine Vielfalt an positiven Möglichkeiten. Sie klug umzusetzen und dabei die Qualität beim Planen und Bauen zu steigern, stellt alle an der Wertschöpfungskette Bau Beteiligten vor große Herausforderungen. So ermöglicht zum Beispiel die Planungsmethode BIM einen schnellen Vergleich im Lebenszyklus von Holz- zu Hybrid- bzw. zu Massivbauweise ganz zu Beginn einer Projektplanung. Auch bei der Entwicklung von Energiekonzepten können durch digitale Simulationen viele bauphysikalische Fragestellungen frühzeitig sichtbar gemacht werden. Die praktische Umsetzung erfordert jedoch ein motiviertes und partnerschaftlich vernetztes Zusammenwirken aller Beteiligten, von der Planung bis zu den ausführenden Unternehmen. Nur dann können Planungsentscheidungen für alle frühzeitig verbindlich festgeschrieben und Arbeitsprozesse, Rahmenbedingungen und auch die Datensicherheit optimal und so sicher wie möglich gestaltet werden.

Das virtuelle Entwerfen, Planen, Bauen und Betreiben ist der Mega-Trend in der Bauwirtschaft. Welchen Nutzen sehen Ihre Mitglieder darin? Welche aktuell noch ungelösten Fragen treiben Sie um?

Ich bin überzeugt, dass Architekten, Stadtplaner, Landschaftsarchitekten und Innenarchitekten wie bisher im Planungs- und Bauprozess eine zentrale Rolle einnehmen werden und diese mit BIM sogar noch stärken. Zu klären sind aktuell noch Fragen des Vertragsrechts, des Urheberrechts, zu Vergaberecht und Normung und nicht zuletzt die Frage einer angemessenen Honorierung für die Planung mit BIM. Aber auch die digitalen Schnittstellen zwischen den Projektbeteiligten müssen weiter und mit Nachdruck ausgeformt werden, damit eine reibungslose Zusammenarbeit gelingen kann. Zentrale Fragestellungen treiben uns hier um: Wie werden technische Veränderungen den Planungsprozess beeinflussen? Welche fachliche Kompetenz muss bei allen an der Wertschöpfungskette Bau Beteiligten vorhanden sein bzw. noch ausgebildet werden? Wie können alle Beteiligten gut zusammenarbeiten? Welche technischen Voraussetzungen für die Einführung der erforderlichen Software müssen gegeben sein? Sind die notwendigen Kosten auch von kleineren und mittleren Büros bezahlbar?

Einige Lösungen und positive Praxisbeispiele gibt es bereits. Die Bundesarchitektenkammer und die Architektenkammern der Länder gestalten von Beginn an aktiv nationale und internationale Standardisierungsverfahren zu BIM mit. Die Länderarchitekten- und -ingenieurkammern bieten Fortbildungen auf der Basis eines bundesweiten BIM-Standards Deutscher Architekten- und Ingenieurkammern an. Besonderes Augenmerk richten wir bei der Digitalisierung natürlich auf die kleineren und mittelständischen Betriebe und Unternehmen, die in Deutschland traditionell das Fundament einer baukulturellen Vielfalt bilden und agil neue Methoden umsetzen können. Rund 80 Prozent der Architekturbüros arbeiten mit drei bis fünf Mitarbeitern. Sie müssen zentraler Bestandteil der Entwicklung bei der Digitalisierung bleiben und einen dauerhaften Marktzugang erhalten.

Drei Menschen im Gespräch an einem Tisch.
Quelle: Bayerische architektenkammer, Tobias Hase
"Rund 80 Prozent der Architekturbüros arbeiten mit drei bis fünf Mitarbeitern. Sie müssen zentraler Bestandteil der Entwicklung bei der Digitalisierung bleiben und einen dauerhaften Marktzugang erhalten", betont Christine Degenhart.

Sie haben einen Wunsch frei, der die Planungspraxis deutlich "unkomplizierter" bzw. effektiver macht. Wie würde dieser lauten?

Gute Planung braucht wenige Regeln, um zu funktionieren. Langwierige Gerichtsprozesse und überfrachtete Normen bedrohen heute zunehmend eine effektive Umsetzung von Projekten, sie machen vieles unkalkulierbar und das Bauen teuer. Hier müssen wir deutlich besser werden. Ideal wäre es, wenn wenige Gesetze regeln, woran Planer sich zu halten haben.

Frau Degenhart, wir danken Ihnen für dieses sehr aufschlussreiche Gespräch!

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