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Wärme

Heizung und Digitalisierung gehören zusammen

Dienstag, 19.05.2020

Inwieweit sehen Sie das installierende Fachhandwerk auf die genannten Herausforderungen der "digitalen Heizung" vorbereitet? Ist ein neues Berufsbild, nach dem Motto "Gebäudeenergietechnik", nicht längst überfällig?

Grundsätzlich sehe ich hier eine positive Tendenz. Unsere Fachpartner haben sich in den letzten Jahren sehr gut auf die neuen Herausforderungen eingestellt und nutzen zunehmend digitale Services, um ihre Endkunden noch besser zu betreuen. So werden beispielsweise Fernüberwachung, -parametrierung und -diagnose bereits genutzt. Installateure können ihre Service-Einsätze optimal planen und bei Störungen ihren Endkunden schneller helfen, weil sie beispielsweise bereits durch die Ferndiagnose wissen, welches Ersatzteil sie brauchen oder wie sich Fehler beheben lassen.

Aus meiner Sicht liegt es an uns – der Industrie – unseren Partnern im Fachhandwerk dafür intuitive digitale Werkzeuge oder Software an die Hand zu geben, die sie einfach nutzen können – sowohl im Büro als auch in Form einer App von unterwegs.

Lassen Sie uns den Blick nun auf die Konsumenten- bzw. Nutzerseite richten: Häufig ist hier von "Prosumern" die Rede. Da die Masse an Menschen jedoch in Städten lebt/leben wird, muss man davon ausgehen, dass die Mehrheit weiterhin Energie primär konsumiert statt sie dezentral zu erzeugen. Wie profitiert der "Otto Normalverbraucher" eigentlich vom vernetzten Energie- und Wärmemarkt?

Eines der kostbarsten Güter heutzutage ist Zeit. Endkunden sind es gewohnt, flexibel und rund um die Uhr online Dienstleistungen zu nutzen. Wenn bei der Heizung eine Wartung fällig ist oder eine Störung vorliegt, ist dies bisher mit etwas Zeitaufwand verbunden. Heizungsbesitzer müssen ihren Fachpartner kontaktieren, einen Termin verein-baren und sich unter Umständen frei nehmen. Ebenso muss der Installateur Zeit aufbringen, um gegebenenfalls Termine umzulegen oder den Endkunden ein weiteres Mal aufzusuchen, wenn beispielsweise ein Ersatzteil fehlt. Mit digital vernetzten Systemen wird dieser Aufwand reduziert oder entfällt komplett.

Ein Mann im Gespräch mit anderen.
Quelle: Vaillant
"Wir sehen zwei große Richtungen für datenbasierte Geschäftsmodelle: Erstens geht es um Energiemanagement, also die Optimierung des Verbrauchs. Dabei arbeiten wir an Cloud-basierten Lösungen, die unseren Kunden ermöglichen, das gewünschte Komfortlevel noch effizienter zu erreichen. Zweitens sehen wir großen Mehrwert im Bereich Service. Hier ist das Ziel, Ausfälle so schnell wie möglich zu erkennen und zu beheben oder – besser noch – zu antizipieren, damit ein Ausfall erst gar nicht auftritt", betont Philipp Fudickar.

Des Weiteren lässt sich das Wohn- und Nutzungsverhalten der Hausbewohner mit Hilfe von digitalen Schnittstellen besser erfassen und die Bereitstellung von Raumwärme und Warmwasser optimal daran ausrichten. Dies verbessert die Effizienz, senkt Kosten und erhöht gleichzeitig den individuellen Komfort. So sind beispielsweise Verbrauchswerte der Anlage für den Besitzer in der Vaillant App einsehbar, die über eine digitale Schnittstelle mit der Heizung verbunden ist.

Dem "Smart Home" wird ein sehr großes wirtschaftliches Potential zugeschrieben – allein der deutsche Markt soll einer Studie von Arthur D. Little und eco zufolge bis zum Jahr 2022 auf 4,3 Milliarden Euro wachsen. Zum Vergleich: 2017 waren es 1,3 Milliarden Euro. Grundsätzliche Frage: Was verstehen Sie unter dem Begriff "Smart Home" bzw. wann ist eine Wohnung oder ein Haus denn wirklich "smart"?

Smart wird es im Energiemanagement, wenn die PV-Anlage Strom generiert und der Energiemanager entscheidet, ob mit dem Strom geheizt, das Auto geladen oder die Wäsche gewaschen wird. Meiner Meinung nach sind wir noch nicht beim Smart Home, wir sind eher beim "obedient (= gehorchenden) Home". Wir betreten gerade erst das Spielfeld der integrierten und damit smarten Lösungen. Es wird also noch ein wenig dauern, bis das Smart Home in der Breite angekommen ist.

Der Markt für "Smart Home"-Produkte, -Systeme und -Anwendungen ist mittlerweile sehr unübersichtlich. Immer mehr Anbieter tummeln sich auch rund um das Thema "Smart Heating" bzw. "Smarte Thermostate". Wie positioniert sich ein Traditionshersteller wie Vaillant in diesem Kontext und auf welche (gewerkeübergreifenden) Kooperationen baut man strategisch auf?

Seit 146 Jahren entwickeln wir unser Angebot kontinuierlich mit unseren Partnern anhand der Herausforderungen des Handwerks und der Wünsche der Endkunden weiter. Dieses Wissen und dieses Netzwerk möchten wir mit den Daten unserer Heizungen verbinden, um Digitalisierung konkret zu machen, den höchsten Mehrwert für unsere Kunden zu bieten und der beste Partner fürs Fachhandwerk zu sein.

Weiterführende Informationen: https://www.vaillant.de/

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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