TGA

Herausforderungen und Chancen gleichermaßen groß

Interview mit Marco Sauer, Head of Regulatory Affairs & Business Development, Theben Smart Energy GmbH

Donnerstag, 05.09.2024

Die kommende Phase der Energiewende wird die Bevölkerung stärker als heute berühren – beispielsweise durch Verteilungsfragen bei den Kosten.

Quelle: Theben Smart Energy GmbH

Wie gelingt es also, die Bürgerinnen und Bürger hier im besten Sinne „mitzunehmen“? Unter anderem darauf hat Marco Sauer, Head of Regulatory Affairs & Business Development bei der Theben Smart Energy GmbH, im Interview mit der Redaktion Integrale Planung eine Antwort gegeben.

Das Stichwort „Sektorenkopplung“ ist seit einiger Zeit in aller Munde. Fragt man fünf Experten, was es bedeutet, so erhält man aber fünf verschiedene Antworten. Wie definieren Sie dieses „Zauberwort“ denn persönlich?

Traditionell wurden die Sektoren Elektrizität, Wärmeversorgung, Verkehr und Industrie weitgehend unabhängig voneinander betrachtet. Sektorenkopplung bedeutet für uns vor allem Elektrifizierung, das heißt, Nutzung von erneuerbar erzeugter Energie in den Sektoren Wärmeversorgung und Mobilität. Hintergrund ist die Erreichung der Klimaschutzziele.

„Die Optimierung von Energieflüssen, das Lastmanagement und die effiziente Nutzung erneuerbarer Ressourcen erfordern eine datengesteuerte Herangehensweise“, betont Marco Sauer.
Quelle: Theben Smart Energy GmbH
„Die Optimierung von Energieflüssen, das Lastmanagement und die effiziente Nutzung erneuerbarer Ressourcen erfordern eine datengesteuerte Herangehensweise“, betont Marco Sauer.

Es heißt, durch die Digitalisierung wird die Komplexität der Energie-Netze beherrschbar. Teilen Sie diese Auffassung? Wo sehen Sie noch „Hausaufgaben“?

Auf die Stromnetze kommen vor dem eben dargestellten Hintergrund erhebliche Herausforderungen zu, die in der Integration vieler neuer dezentraler Erzeuger und großer Lasten, wie Wärmepumpen und Elektroautos, bestehen. Dafür ist eine digitale Infrastruktur notwendig, die zum einen Daten zur Auslastung der Netze und zum anderen eine sichere Eingriffsmöglichkeit für den Netzbetreiber bietet. Diese sichere Kommunikationsplattform als digitale Infrastruktur für die Energiewende haben wir in Deutschland mit dem Smart Meter Gateway glücklicherweise schon definiert und sind nun im Rollout begriffen. Die Integration bzw. Anbindung der sicheren Kommunikationsplattform in die Gebäudeautomatisierung ist für uns der nächste Schritt.

Die „Digitalisierung der Energiewende“, die „Echtzeit-Energiewirtschaft“ und damit auch die „integrierten Energiesysteme“ eröffnen neue Geschäftsmodelle. Welche Rolle werden datenbasierte Dienstleistungen in Zukunft spielen?

Die Sicherstellung des Hochlaufs der Energiewende-Technologien ist genauso ein Datenthema. Wir sehen auch an Themen wie dynamischen Stromtarifen oder dem Energiemanagement im Gebäude sehr großes Interesse. Datenanalyse und -management spielen eine entscheidende Rolle. Die Optimierung von Energieflüssen, das Lastmanagement und die effiziente Nutzung erneuerbarer Ressourcen erfordern eine datengesteuerte Herangehensweise. Unternehmen und Organisationen, die diese Technologien vorantreiben, können von intelligenten Algorithmen und Echtzeitdaten profitieren, um ihre Ziele zu erreichen.

In der Energiewirtschaft sind dynamische Stromtarife ein interessantes Beispiel. Diese spiegeln die Verfügbarkeit von Energie oder künftig auch Netzressourcen wider. Dies erfordert eine präzise Datenerfassung für die Tarifierung und damit intelligente Messsysteme. Auch das Energiemanagement im Gebäude ist von großer Bedeutung. Intelligente Gebäude können Verbrauchs- oder auch Tarifdaten nutzen, um Heizung, Kühlung und Beleuchtung zu optimieren. Dies trägt zur Energieeinsparung und Nachhaltigkeit bei.

Ein Smart Meter Gateway wie die „Conexa 3.0“ ist die sichere Kommunikationsplattform zur digitalen Infrastruktur für die Energiewende in Deutschland.
Quelle: Theben Smart Energy GmbH
Ein Smart Meter Gateway wie die „Conexa 3.0“ ist die sichere Kommunikationsplattform zur digitalen Infrastruktur für die Energiewende in Deutschland.

Apropos „Energieeinsparung“: Häufig ist auf der Konsumentenseite von „Prosumern“ die Rede. Da die Masse an Menschen in Städten lebt, muss man davon ausgehen, dass die Mehrheit weiterhin Energie primär konsumiert, statt sie dezentral zu erzeugen. Wie profitiert der „Otto Normalverbraucher“ eigentlich von einem vernetzten Energiesystem, von der „integrierten Energiewende“?

In der Energiewende spielen nicht nur Eigenheimbesitzer eine Rolle. Auch in Städten gibt es dezentrale und selbst erzeugte erneuerbare Energien, wie zum Beispiel Balkon-PV oder Mieterstrom. Genossenschaftsmodelle können ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. Darüber hinaus können variable Stromtarife dazu beitragen, dass Menschen von der Energiewende profitieren. Mit dem Ausbau erneuerbarer Erzeugung entstehen mehr Zeitfenster mit günstigen Strompreisen. Dieser günstige Strom kann beispielsweise auch in Wärmeanwendungen genutzt werden, was zur Sektorenkopplung beiträgt. Die Energiewende ist ein gemeinschaftliches Projekt, das von verschiedenen Akteuren getragen wird. Es geht darum, die Energieversorgung nachhaltig zu gestalten und die Vorteile erneuerbarer Energien für alle zugänglich zu machen.

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