Darum ermöglicht die Version „IFC4“ zwei verschiedene „MVD“: Der „IFC4 Design Transfer View“ stellt die Bauteile als simple extrudierte Körper oder als „B-rep“ (Begrenzungsflächen) dar. Das erlaubt die spätere Weiterbearbeitung des Gebäudemodells.
Der „IFC 4 Reference View“ dagegen dient speziell der Koordination. Diese Ansicht wird in der TGA-Planung häufig genutzt. Die BIM-Modelle werden oft zur Abstimmung der Gewerke, wie bei der Untersuchung auf Kollisionen, zusammengeführt. Hierfür ist eine simplifizierte Darstellung der Bauteile als dreidimensionale Objekte ausreichend. Für die Koordination von Durchbrüchen haben sich beispielsweise Platzhalter („Provision For Void“) mit den jeweils korrekten geometrischen Abmessungen bewährt.
„IFC4“ ermöglicht auch eine erweiterte Gebäudesimulation. Inwiefern ist dies nützlich für die TGA?
Die überarbeiteten Definitionen von Raumbegrenzungen und die neu eingeführten eigenen Klassen für 1st- und 2nd-Level optimieren die Energieberechnungen für TGA-Systeme. Neu ist auch die Definition von thermischen Zonen – zum Beispiel für Belüftung. Thermische Begrenzungen wurden als spezielle Untertypen mit direktem Bezug zu gegenüberliegenden sowie inneren Begrenzungen hinzugefügt. Auch der Außenbereich kann als „Raum“ in die Planung einbezogen werden. Äußere Begrenzungen werden darin unterschieden, ob sie zur Außenluft, zum Erdreich, zum Wasser oder zu benachbarten Gebäuden zeigen. Klar, für die TGA ist das kein direkter Vorteil, weil wir nur den MEP-Raum benötigen (MEP = Mechanical, Electrical, Plumbing) – aber indirekt profitieren wir. Denn je nach TGA-Software werden diese Informationen beispielsweise zur Berechnung der Kühllast an Programme wie „IDA Indoor Climate and Energy“ („IDA ICE“) der EQUA Solutions AG weitergegeben. Wird hier die Leistungsfähigkeit von TGA-Systemen genauer berechnet und simuliert, nutzt das im weiteren Projektierungs-Workflow auch der TGA.
Bietet „IFC4“ TGA-spezifische Optimierungen?
Jede Menge. Die Zuordnung von Bauteilen zu den entsprechenden „Ifc“-Objekttypen ist aufgrund von Unklarheiten eine ständige Fehlerquelle beim Import von Fachmodellen in eine andere BIM-Software. Jetzt erleichtert die einheitliche Benennung von „Ifc“-Objekt und „Ifc“-Objekttypen die korrekte Zuordnung. Für jeden Objekttypen ist ein passendes Objekt vorhanden, zum Beispiel der „IfcBoiler“ für „IfcBoilerType“. Weitere neue verfügbare „Ifc“-Objekte für TGA-Elemente sind unter anderem „IfcBurner“, „IfcSolarDevice“, „IfcEngine“, „IfcElectricDistribution-Board“ oder „IfcUnitaryControlElement“. Das vereinfacht zusätzlich die Nutzung in Planungsphasen, in denen die genauen Informationen zu den Objekttypen noch nicht ausgearbeitet sind. Richtig praktisch finde ich die neue „Ifc“-Definition der TGA-Elemente vorrangig über ihre Funktion, anstatt über ihre Energiequelle. Gerade zwischen HLS- und Elektro-Gewerken gibt es bei Bauteilen oft Überschneidungen. Die Zuordnung war da relativ unübersichtlich. Elektrische Heizgeräte sind nach den Neuerungen zum Beispiel generalisiert als „Heizgerät“ klassifiziert. Ebenso wurden die Definitionen von HLK-Elementen überarbeitet. Die stehen auch in genauerem Bezug mit ihrer jeweiligen Systemfunktion, also beispielsweise als Segment, Armatur, Luftauslass, Energieumwandler. Jetzt fällt ein Gasbrenner unter die Typenkategorie „brennstoffunabhängige Brennerklasse“.
Auch im Hinblick auf Anschlüsse wurden verschiedene Eigenschaftseinstellungen deutlicher formuliert. Statische Eigenschaftsdefinitionen wurden in entwurfs- und leistungsbezogene Eigenschaften eingeteilt. Die Anschlüsse werden jetzt über verschachtelte Beziehungen definiert, zum Beispiel bei einem HLS-Bauteil mit einem elektrischen Anschluss.
Um die unterschiedlichen TGA-Anlagensysteme in neuen Elementen genauer zu erfassen, gibt es Spezialisierungen für TGA-Systeme, zum Beispiel „IfcDistributionSystem“. Es stehen vordefinierte „Ifc“-Typen für verschiedene Heizungs-, Kühlungs-, Lüftungs-, Sanitär-, Sicherheits- sowie elektrische Systeme zur Verfügung.