Finanzierung und Fördermöglichkeiten
Jedes nach dem Energiesprong-Prinzip sanierte Haus produziert genug Energie für Heizung, Warmwasser und Haushaltsgeräte. Geld, das für Energiekosten ausgegeben worden wäre, fließt in die Refinanzierung der Sanierung. Ziel ist, dass die Kosten für die warme Wohnung für die Bewohner nicht steigen und die energetische Qualität sowie der Innenraumkomfort für bis zu 30 Jahre garantiert werden.
Hinzu kommen die Einnahmen aus eingesparten Instandhaltungs- und Wartungskosten sowie dem Strom aus der auf dem Dach installierten Photovoltaikanlage. Eine attraktive Förderung (bis zu 27,5 Prozent Tilgungszuschuss) durch die KfW-Bank ist in der Regel möglich, da der KfW-„Effizienzhausstandard 55“ durch die Energiesprong-Sanierung erreicht wird. Gegebenenfalls können auch regionale Förderprogramme in Anspruch genommen werden. Als erstes Bundesland hat Baden-Württemberg im Februar 2019 ein Förderprogramm für serielles Sanieren gestartet, das in Kombination mit den KfW-Programmen bis zu 40 Prozent der Baukosten bezuschusst.
Fünf der in den kommenden zwei Jahren anstehenden Prototypen werden durch das EU-Programm "INTERREG North-West-Europe" im Rahmen des Projekts "MUSTBE0" gefördert. Im Rahmen dieses Programms haben sich Energiesprong-Marktentwicklungsteams aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden zusammengeschlossen, um Nullenergie-Sanierungslösungen für Mehrfamilienhäuser in Nordwesteuropa zu entwickeln. Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) koordiniert das Marktentwicklungsteam in Deutschland und begleitet die Prototypen sehr eng. Die daraus entstehenden Erfahrungen werden genutzt, um sie auf folgende Gebäude zu übertragen, Innovationen anzustoßen und die Kosten schrittweise zu senken.
Kostensenkungspotential erheblich
Bei den ersten Projekten ist eine höhere Förderung für eine gute Wirtschaftlichkeit unerlässlich, da Bauunternehmen anfänglich hohe Entwicklungskosten entstehen, die auf die ersten Projekte umgelegt werden. Daher sind auch in Deutschland derzeit die Kosten einer Energiesprong-Sanierung höher als die einer Standardmodernisierung.
Durch eine schrittweise Standardisierung der Prozesse und eine Optimierung der Planungen und Vorgehensweisen werden die Baukosten je Quadratmeter jedoch künftig bei einem größeren Absatzmarkt sinken. Ziel ist es, dass Energiesprong-Sanierungen zu einem Preis angeboten werden können, der sie gegenüber der heutigen Standardsanierung wirtschaftlich attraktiver macht. Vorbild und Vorreiter sind hier die Niederlande: In wenigen Jahren wurden dort rund 4.500 Gebäude mit einem Bauvolumen von rund einer halben Milliarde Euro nach dem Energiesprong-Prinzip saniert, die Kosten ließen sich dabei um rund 40 Prozent gegenüber den ersten Projekten reduzieren.
Weiteres Kostensenkungspotential kann sich aus optimierten Rahmenbedingungen, etwa beim Thema Mieterstrom, ergeben. Hier sind vereinfachte Regelungen wünschenswert, damit Eigentümer und Mieter in der Breite von bezahlbaren Net-Zero-Sanierungen profitieren können. Mit den richtigen Impulsen aus der Politik wird es noch schneller gelingen, den Markt für diesen innovativen Ansatz zu entwickeln und damit zum Auflösen des Sanierungsstaus beizutragen.