Projektoptimierung mit Lean Construction Management
Analog zur Ausschreibung im Sommer 2017 wurde das Bauunternehmen immer stärker in die Projektterminierung eingebunden. Aufgrund der späten Vergabe, teils während der laufenden Planung, konnte kein verlässlicher Terminplan zu einem frühen Projektstadium festgelegt werden. Anfang 2018 zeichnete sich immer deutlicher ab, dass der vom Auftraggeber gesetzte Einzugstermin in Gefahr geriet. Das große Ziel war also, in kürzester Zeit einen Terminplan zu erstellen, welcher das Projekt unter Zustimmung aller beteiligten Unternehmer, u.a. fünf verschiedener TGA-Dienstleister, fristgerecht zum Abschluss bringen würde. Der Komplettanbieter ging daher proaktiv auf den Auftraggeber zu und bot ihm Unterstützung bei der Einführung von Lean Construction Management an. Da dies bereits in einem vorangegangenen Projekt gemeinsam mit dem Projektleiter erfolgreich umgesetzt wurde, kam es hier sehr schnell zur Einigung. Eine Woche später war das Lindner Lean-Team vor Ort und erstellte ein erstes Konzept, welches den Kunden auf Anhieb überzeugte.
Im ersten Termin wurden mit den verantwortlichen Vorarbeitern die relevanten Taktbereiche festgelegt und erste Entwürfe zu den einzelnen Gewerkezügen erstellt: die Gewerke definiert und mit Farben zugeordnet, die Zuständigkeiten der Unternehmen bzw. einzelner Personen identifiziert, zeitliche Abhängigkeiten identifiziert und mögliche Parallelitäten erarbeitet. In einem weiteren Vor-Ort-Termin fand die Fixierung der Taktbereiche mit Hilfe des "Last-Planner-Systems", also vom letzten nötigen Gewerk bzw. Arbeitsschritt rückwärts geplant, sowie der finalen Gewerkezüge statt. Hierfür wurde das Gebäude unter Berücksichtigung verschiedener Parameter in Teilbereiche aufgeteilt.
Diese Zonen waren von Etage zu Etage wiederum unterschiedlich und mussten somit in der Planungsübersicht deutlich abgegrenzt und in einem separaten Plansatz dargestellt werden. Als gesetzte Parameter galten z.B. die unterschiedlichen Nutzungsbereiche, verschiedene Bodenbeläge oder ein abweichender zeitlicher Abstand. Außerdem wurden die Anzahl der Ressourcen, die Dauer der Aktivitäten und die Verteilung aller Beteiligten exakt festgelegt. Essenzielle Tools dafür waren die sogenannten "Takttafeln" und "Taktkarten" mit automatisierter Datenextraktion.
Dies alles erfolgte innerhalb von zwei Wochen. Der von Grund auf neu erstellte Terminplan wurde schließlich Anfang März 2018 ausgerollt und die Lean Construction Methode offiziell per Kick-Off gestartet. Ab diesem Zeitpunkt fanden durch die Bauleitung geführte, tägliche "Regelkommunikationen" zwischen den Vorarbeitern statt. Hier wurde der Maßnahmenkatalog tagesaktuell erstellt und verteilt, der Terminplan gepflegt und auftretende Probleme bzw. Störungen offen und direkt angesprochen. Die anfängliche Skepsis der Vorarbeiter konnte schnell beseitigt werden. Aufgrund der überzeugenden Vorteile – etwa einer besseren Qualitäts- und Kostenkontrolle sowie der Effizienzsteigerung aller Beteiligten – haben sich die Vorarbeiter schlussendlich aktiv in die tägliche Koordination eingebracht. So konnte nicht nur der Einzugstermin gehalten, sondern auch von allen Seiten ein positives Resümee gezogen werden.