Nachhaltigkeit

Klimaschutz und die Schlüsselrolle von Quartieren

Dienstag, 23.08.2022

Die Welt ist sich einig: Die Zukunft ist klimaneutral.

Das Bild zeigt ein Schema.
Quelle: DGNB
Sollte zum Standard für Neubauten werden: klimaneutral über den gesamten Lebenszyklus.

Dass etwas anderes auch alternativlos wäre, zeigen die jährlichen Weltklimaberichte mit ihren Szenarien aufs Deutlichste. Europa wird das bis 2050 sein, Deutschland bis 2045, so der Plan. Den Städten kommt für die Umsetzung dieses Ziels eine Schlüsselrolle zu. Hier laufen alle Fäden zusammen. Gleichzeitig ist der Sektor Gebäude einer der größten CO2-Emittenten. Führt man beides unter dem Dach des Klimaschutzes zusammen, landet man bei der Entwicklung klimafreundlicher Quartiere.

Etwas weniger klar ist jedoch, wie dieser Weg in die Klimaneutralität gelingt. Die Herausforderung beginnt schon beim Begriff. Klimaneutralität meint im Grunde die Balance zwischen CO2-Ausstoß und CO2-Senke. Doch wo wird die Bilanzgrenze gezogen? Und was gilt als CO2-Senke? Nicht selten werben Unternehmen mit klimaneutralen Prozessen oder Produkten, die das eigentlich gar nicht sind [1]. Es mangelt an Transparenz. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) setzt sich dafür ein, dass Gebäude und ganze Quartiere nachhaltig entwickelt, gestaltet und betrieben werden. Gerade in Hinblick auf den Klimaschutz ist sie um klare Definitionen und Transparenz be-müht. Sie liefert konkrete Handlungsempfehlungen für lebenswerte und zukunftsfähige Quartiere, die im Einklang stehen mit Menschen, Umwelt – und den Klimaschutzzielen.

Klimaneutralität braucht Regeln und Transparenz

Auf etwa 60 Seiten erklärt die DGNB in ihrem Rahmenwerk [2], was zu tun und worauf zu achten ist, damit Gebäude klimaneutral werden. Sie definiert, wo die Grenzen zu ziehen sind, welche CO2-Emissionen berücksichtigt werden müssen und was die Zielsetzung ist. Für den klimaneutralen Betrieb ergibt sich folgende Definition:

„Ein Gebäude ist auf ein Jahr hin betrachtet dann klimaneutral im Betrieb, wenn die Treibhausgasemissionen des Energiebezugs kleiner sind als die vermiedenen Treibhausgasemissionen durch Eigenproduktion erneuerbarer Energie und deren Einspeisung ins Netz.“

Der Definition liegt eine Reihe an Regeln zugrunde. So wird neben der Gebäudeenergie für Wärme und Strom auch die Haushalts- oder Nutzerenergie berücksichtigt. Alle Energieträger werden mit den tatsächlich verursachten CO2-Emissionen betrachtet.

Als Gutschrift gilt ausschließlich auf dem Grundstück generierte überschüssige erneuerbare Energie. CO2-Zertifikate sind nicht ansetzbar. Damit soll die CO2-Vermeidung aus eigener Kraft gefördert werden, Gebäude sind als kleine Kraftwerke zu verstehen.

Das Bild zeigt ein Schema.
Quelle: DGNB
Fünf Handlungsfelder zum Erreichen eines klimapositiven Betriebs.

Wann ist ein Gebäude klimaneutral?

Zur ganzheitlichen Denkweise gehört allerdings, Gebäude nicht nur im Ist-Zustand zu betrachten, sondern über den gesamten Lebenszyklus, also auch in die Vergangenheit und die Zukunft zu blicken. Denn bereits bei der Herstellung und Errichtung von Bauwerken entstehen sogenannte graue oder verbaute CO2-Emissionen. Und auch dann, wenn das Gebäude in einer weit entfernten Zukunft zurückgebaut wird. Auch diese CO2-Emissionen gehören bei Neubauprojekten in die Betrachtung mit rein. Klimaneutral über den Lebenszyklus darf sich laut DGNB Definition ein Gebäude oder Quartier also dann nennen, wenn auch die verbauten CO2-Emissionen rückwirkend über einen klimapositiven Gebäudebetrieb ausgeglichen wurden.

Die zunehmende Bekanntheit von CO2-Bilanzierungen ist ein Grund, warum sich nachwachsende Rohstoffe wie beispielsweise Holz großer Beliebtheit erfreuen. Denn Pflanzen speichern Kohlenstoff während ihres Wachstums und gehen damit als CO2-Senke in die Bilanzierung ein. Die DGNB plädiert dennoch für einen differenzierten Umgang mit allen Baumaterialien [3], da sie Vor- und Nachteile bei der Verwendung haben. Zudem sollten auch andere Potentiale zur CO2-Einsparung wie etwa das Recycling oder materialgerechte Konstruktionsweisen und Technologien genutzt werden. Grundsätzlich gilt: An erster Stelle sollte immer das Prinzip der Suffizienz stehen, das nach der Genügsamkeit fragt und dem, was wirklich gebraucht wird. Können Gebäude beispielsweise erhalten werden, anstatt sie abzureißen und neu zu bauen, ist das ein viel größerer Hebel als die Wahl eines klimaschonenden Baustoffs.

Weiterführende Informationen: https://www.dgnb.de/de/index.php

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