In der Kopfzeile der Matrix sind relevante technische Parameter aufgeführt, die in gleicher Reihenfolge auch in der ersten Spalte genannt werden. Horizontal angeordnete Parameter sollen sich verschlechtern, vertikal angeordnete sich verbessern. Der Widerspruch zwischen einem Parameterpaar wird in dem Kreuzungsfeld der entsprechenden Zeile und Spalte angezeigt. Die Ziffern 1 bis 40 nennen die innovativen Grundsatzregeln, die bislang dabei helfen konnten, diesen Widerspruch zu überwinden. Die Hauptdiagonale der Matrix bleibt demzufolge leer.
Mit der Widerspruchsmatrix zu arbeiten bedeutet, sich zu allererst darüber klar zu werden, welche Parameter eines Systems sich verbessern sollen. Dann: Welche Parameter verschlechtern sich für gewöhnlich durch diese Fortschritte und welcher Zeile und Spalte lassen sich beide in der Widerspruchsmatrix zuordnen? Anschließend weist die Matrix auf die abstrakten TRIZ-Regeln hin, die beim Überwinden der jeweils auftretenden Widersprüche zur Lösung beitragen können.
Diese Prinzipien liefern keine fertigen Produkte, sondern dienen dazu, Gedanken anzuregen, wie sich die Widersprüche vom Grundsatz her auflösen lassen: Sie lenken die jeweiligen Experten dahin, eine Richtung einzuschlagen, die sich bereits bei anderen, vergleichbaren Fragestellungen als erfolgreich herauskristallisierten. Oft gelingt eine umfassende Lösung durch das Kombinieren unterschiedlicher Prinzipien.
Abbildung 3 ist ein Auszug aus der klassischen Altshuller-Matrix. Sie veranschaulicht den Widerspruch bei der Flanschverbindung einer Turbine mit mehr als 100 Schrauben (hohes Gewicht, Montage aufwendig): Wenn weniger Schrauben verwendet werden, dann geht die Montage schnell (zu verbessernder Parameter = 33 Bedienkomfort) aber die Dichtigkeit ist nicht gewährleistet (zu verschlechternder Parameter = 27 Zuverlässigkeit). Der Kreuzungspunkt zeigt die Nummern der häufigsten Innovationsprinzipien, die in der Vergangenheit diesen Widerspruch lösten: „Übergang zu höheren Dimensionen“ (17), „Billige Kurzlebigkeit statt teure Langlebigkeit“ (27), „Gegenmasse“ (8), „Zusammengesetzte Stoffe“ (40). Es lohnt sich also, die eigenen Ideen demgemäß zu lenken und klug anzuwenden. Denn in Zeiten einer zunehmenden Bedeutung der Aspekte „Nachhaltigkeit“ und „Recyclingfähigkeit“ bei Bauten und Komponenten gilt es, beispielsweise die Innovationsprinzipien 27 und 40 bei ihrem konkreten Einsatz genau zu durchdenken.
Allgemein betrachtet lässt sich der Widerspruch zwischen dem Wunsch, die Masse eines Bauteils bei gleichzeitig geforderter statischer Festigkeit zu reduzieren, auch durch das Innovationsprinzip „Verwendung poröser Materialien“ (31) aufheben. Das Prinzip der „Abtrennung“ (2) kann das Verlagern des Kondensationsprozesses aus einem Zylinder in einen Kondensator sein: Bei der Dampfmaschine von James Watt entfiel so das bisher energiezehrende Aufheizen und Abkühlen eines Zylinders – die Kondensation findet in einem davon getrennten Gefäß statt. An dieses baute Watt eine Pumpe. Sie saugt Luft und warmes Wasser, das später wieder in den Kessel geleitet wird, aus dem Kondensator ab. Dort entsteht ein Unterdruck, der den Betrieb der Maschine wesentlich verbessert. Eine wärmedämmende Ummantelung des Zylinders kann dann weitere Energieverluste verhindern.
Fazit
TRIZ ist eine Methoden-Sammlung. Sie nutzt eigene Innovationsansätze. Ziel ist, durch bewährte „Wegweiser“ auf kürzester Strecke zum optimalen Ergebnis zu gelangen. Die Vorgehensweise ist für eine Neu- oder Weiterentwicklung von Produkten, Prozessen oder Strategien, seien sie technischer oder unternehmerischer Art, nützlich. TRIZ kann dabei auch Verbesserungs- und Qualitätsmanagement-Systeme wie „Six Sigma (6σ)“, „Design for Six Sigma (DfSS)“ oder „8D-Report“ ergänzen.
TRIZ lässt sich mit anderen Methoden verbinden, etwa dem „Design Thinking“ zum Entwickeln von Geschäftsideen. „Design Thinking“ stammt aus dem Software-Umfeld. Im Vordergrund stehen dabei Kundenwünsche, technische Machbarkeit und wirtschaftliche Rentabilität. Sowohl hierzu als auch zu TRIZ dürften Planer:innen durch ihre Ausbildung und Praxis einen relativ leichten Zugang finden: Bauwerke sollen auch stets nutzerspezifisch ausgerichtet und technisch einwandfrei ausgerüstet sein.