Prozessqualität entscheidend für den späteren Betrieb
Überhaupt ist mit Blick auf den Klimaschutz der Umgang mit den bestehenden Gebäuden in der Nutzung entscheidend. Daher bewertet die DGNB bereits in der Zertifizierung von Neubauten in einer Reihe von Prozesskriterien solche Aspekte, die für die Nachhaltigkeitsqualität im späteren Betrieb zentral sind – auch mit Bezug zur Gebäudetechnik.
Dies ist unter anderem im Kriterium "Dokumentation für eine nachhaltige Bewirtschaftung" der Fall. Ziel ist hierbei, den Gebäudebetrieb unmittelbar nach Fertigstellung optimal zu gestalten und die geplante Performance des Gebäudes mit möglichst geringen Abweichungen zur Planung in die Realität umzusetzen. Hierzu ist es erforderlich, dass alle relevanten Informationen für den Eigentümer, den Mieter sowie den Betreiber strukturiert vorliegen, zum Beispiel in Form von Wartungs-, Inspektions-, Betriebs- und Pflegeanleitungen.
In eine ähnliche Richtung zielt das Kriterium "Geordnete Inbetriebnahme". Positiv bewertet wird etwa, wenn ein angemessenes Monitoringkonzept für die Erfassung der Energieverbräuche erstellt wird. Auch eine Funktionsprüfung und Einweisung des Betreibers wird gefordert. Wenn im Sinne eines "Commissioning Managements" bereits zur Fertigstellung ein Fachplaner oder ein anderer unabhängiger Dritter für die weitere Einregelung etwa ein Jahr nach Bezug beauftragt wird, wirkt sich dies ebenfalls positiv auf das Zertifizierungsergebnis aus.
Fahrplan zum klimaneutralen Gebäude
Viele dieser Kriterien sind wichtige Bausteine auf dem Weg hin zu klimaneutralen Gebäuden. Politisch sind diese bereits gefordert – im Neubau als Standard bis 2030, im Bestand bis 2050. Es fehlt jedoch eine belastbare und für alle nachvollziehbare Methodik, wie dies gelingen kann. Für die DGNB ist es hier entscheidend, dass ein Ansatz etabliert wird, der den individuellen Status quo eines Gebäudes adäquat berücksichtigt.
Wie dies aussehen kann, erprobt die DGNB seit Mitte 2018 mit dem Rahmenwerk für klimaneutrale Gebäude und Standorte, das online frei verfügbar ist. Es ist gewissermaßen die Überführung des Paris-Abkommens in einen konkreten Fahrplan für jedes Gebäude auf dem Weg zur Klimaneutralität. Es enthält als Grundlage definierte Regeln für die CO2-Bilanzierung und darüber hinaus Regeln für die CO2-Berichterstattung im Sinne eines Emissionsausweises.
Herzstück des Rahmenwerks ist mit dem Klimaschutzfahrplan eine konkrete CO2-Management-Methode, die für jedes Gebäude, unabhängig von Nutzungstyp, Ausbaustandard und Zustand, individuell anwendbar sein soll. Diese Methodik wird aktuell an Pilotprojekten evaluiert und optimiert. Anschließend plant die DGNB, diese Vorgehensweise auch in ihre Zertifizierung für Gebäude im Betrieb zu überführen. Damit der Weg hin zu nachhaltigen, klimaneutralen Gebäuden keine "Black Box" bleibt.