Notwendig oder überflüssig? Was zeichnet eine gute Integrale Planung aus? Und warum ist sie einem herkömmlichen Planungsprozess vorzuziehen? Der Planer (en.eco Ingenieurbüro für Energie- und Gebäudetechnik, München) und seine Sicht der Dinge...
Nutzen der Integralen Planung
Dienstag, 27.09.2016
Die Voraussetzungen für den Erfolg der Integralen Planung liegen zunächst in der Motivation und dem Kooperationswillen bei allen Projektbeteiligten, in der intensiven und präzisen Kommunikation unter den Planungsbeteiligten und nicht zuletzt beim interdisziplinären Denken. Aber auch der Prozess selbst spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg: Zum einen werden die Vorstellungen und Anforderungen des Bauherrn bei einer Integralen Planung klar definiert und dokumentiert. Dadurch laufen Planungsprozesse strukturierter, transparenter und zielorientierter ab, als dies bei solitären Arbeitsschritten der Fall wäre. Zudem sind Abweichungen von quantitativen oder qualitativen Vorgaben des Bauherrn eher erkennbar. Die Folge: Planungskosten werden gesenkt beziehungsweise die Planungsqualität erhöht.
Anders als bei einem herkömmlichen Planungsprozess werden bei einer Integralen Planung Bauwerk und Gebäudetechnik präzise aufeinander abgestimmt. So findet an den Schnittstellen eine optimierte Abstimmung statt: Kompatibilität wird gewährleistet und Fehldimensionierungen vermieden, Synergien sowie Effizienzsteigerungspotentiale werden erkannt und können genutzt werden. Durch die Übereinstimmung von Vorgaben über Planung und Ausführung wird so eine übergreifende Qualitätssicherung über alle Projektphasen gewährleistet. Und ganz nebenbei werden Investitionen und laufende Betriebskosten reduziert.
Wie sieht der konventionelle Planungsprozess aus?
Üblicherweise beauftragt ein Bauherr zunächst einen Architekten, der im Rahmen der Vorstellungen und Anforderungen des Bauherrn ein architektonisches Konzept entwirft. Hierbei stehen
- Flächenaufteilung und -anordnung,
- Einhaltung von Bauvorschriften,
- Beachtung des Kostenrahmens und vor allem
- gestalterische Gesichtspunkte
im Vordergrund.
Ist das bauliche Konzept im Wesentlichen entwickelt, werden die Fachplaner für die technischen Gewerke beauftragt. Sie errechnen auf Basis des baulichen Konzeptes Wärme-, Kälte- und Luftbedarf und entwickeln auf dieser Grundlage die gewerkespezifischen Versorgungskonzepte. Aus den vorgesehenen Nutzungen und der technischen Ausstattung ermittelt der Elektroplaner den elektrischen Leistungsbedarf und erarbeitet daraus das Elektroversorgungskonzept. Die Kommunikation zwischen Architekten und Fachplanern ist durch deren unterschiedliche Sprache und die verschiedenen Betrachtungsweisen des Gebäudes allerdings massiv erschwert. Selbst die Verständigung der Fachplaner untereinander verläuft nicht immer reibungslos, und nicht selten wird zum Beispiel bei der Weitergabe von Daten aus einem Anschlusswert eine mittlere Leistung und daraus eine Leistung mit Gleichzeitigkeit – ist die Erfahrung aus langjähriger Praxis.
Diese Kommunikationshemmnisse kosten den Bauherrn aber Zeit und Geld – sowohl hinsichtlich der Herstellungskosten durch fehldimensionierte Anlagen als auch bezüglich der Gebäudebetriebskosten durch unnötige Energie- und Instandhaltungskosten.
Was bedeutet Integrale Planung?
Eine umfassende Integrale Planung beinhaltet die folgenden Bereiche der Integration:
- Fachliche Integration (Gesamtkonzept über alle baulichen und technischen Gewerke),
- chronologische Integration (Gesamtkonzept unter Beachtung aller Lebenszyklen des Gebäudes: Errichtung, Betrieb, Umnutzung, Sanierung, Abbruch),
- perspektivische Integration (Gesamtkonzept unter gleichrangiger Beachtung der Aspekte Investitionen, laufende Kosten, Nutzerbehaglichkeit und -gesundheit, Ökologie).
Fachliche Integration
Architektonische Gestaltung, Bauwerk und sämtliche technischen Gewerke sind durch gegenseitige Auswirkungen eng miteinander verwoben: Die Fassadengestaltung des Architekten bestimmt Wärme- und Kältebedarf sowie die natürliche Gebäudelüftung und damit das Raumluftkonditionierungskonzept. Die Notwendigkeit einer abgehängten Decke für die Leitungsführung, die Akustik oder die Raumgestaltung beeinflusst wesentlich das thermische Verhalten des Raumes und somit wiederum das Raumluftkonditionierungskonzept. Das Lüftungskonzept wiederum stellt umgekehrt Anforderungen an die Fassade und beeinflusst beispielsweise den Bedarf an Technikflächen und die Lage von Kanaltrassen – um nur einige Beispiele zu nennen. Das ist bekannt. Aber wird heute bei den gängigen Projekten auch danach gehandelt?
Weiterführende Informationen: http://www.eneco.de
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