Han: Wie viele Ihrer Kunden oder Mitbewerber arbeiten bereits mit BIM?
Im Bereich des Industrie-Anlagenbaus wird BIM schon von über 30% unserer Kunden umgesetzt. Die Basis für den Datenaustausch bildet IFC (Industry Foundation Classes). Hier werden in erster Linie Geometrie und Objekt-Informationen in Form von Textattributen ausgetauscht.
Für einen weiterführenden intelligenten Datenaustausch mit U-Werten, technischen Daten wie z.B. Kennlinien von TGA-Objekten, Zeiten für das Facility Management usw. ist eine Festlegung auf eine einheitliche Schnittstelle unbedingt erforderlich. Im Bereich kleinerer Bauvorhaben kommt BIM eher selten zur Anwendung.
Kern: Wo sehen Sie den aktuellen Stand der Hersteller im BIM-Prozess?
Für die Bauteilhersteller gilt, je früher eines ihrer Produkte in dem BIM-Planungsprozess berücksichtigt wird, desto größer ist die Chance, dass dieses Produkt auch für die Ausführung der Anlage ausgeschrieben wird. Große Hersteller haben diesen Vorteil schon lange erkannt.
Kern: Wo sehen Sie die Rolle des Großhandels im BIM-Prozess?
Der Großhandel hat bei der Planung nach der BIM-Methode alle Produktinformationen im Zugriff und kann daraus in kürzester Zeit Angebote generieren.
Kern: Wenn Lieferanten/Hersteller/Großhandel die Daten liefern, was erwarten Sie von den Daten? Wie genau müssen Sie sein? Woran wird die Detaillierung gemessen?
Die Definition der TGA-Produkt-Daten ist in der VDI 3805 und ISO 16757 festgelegt. Wenn über eine einheitliche BIM-Schnittstelle genau diese Daten übergeben werden, verfügen alle am BIM-Prozess beteiligten Unternehmen über dieselben Informationen, die direkt vom Hersteller stammen.
Für die Geometriedaten sieht die VDI 3805 eine vereinfachte und detaillierte Darstellung vor, sodass für große Mengen von Teilen und für einzelne Objekte die richtige Darstellungsform gewählt werden kann.
Kern: Wie entwickeln sich die Standards in Deutschland?
Die Entwicklung geeigneter Standards in Deutschland kommt leider nur langsam voran. Im europäischen Ausland und im englischsprachigen Raum werden BIM-Standards konsequenter umgesetzt. Aufgrund der Notwendigkeit von verlässlichen Planungen in Bezug auf Baukosten, Planungs-, Bauerstellungszeiten und Facility Management ist die Entwicklung hin zur BIM-Methode für alle an einem Bauvorhaben Beteiligten absehbar.
Han: Was wären Erfolgsfaktoren einer BIM-Implementierung in deutschen Unternehmen?
Durch die Definition einer systemübergreifenden einheitlichen BIM-Schnittstelle könnten alle am Planungsprozess beteiligten Softwaren integrativ mit ihren jeweiligen Nutzungsschwerpunkten eingesetzt werden. Hierdurch ließen sich die Planungszeiten im BIM-Prozess deutlich verkürzen, die Qualität der Anlagen verbessern und das Facility Management unterstützen, d.h. wir erhalten Kostenreduzierung bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung.
Das Interview von Laura Kern, Muenster School of Architecture, ist Teil ihrer 2018 erstellten Bachelorarbeit "Building Information Modeling für Bauteilhersteller".
Das Interview von Tzu-Chieh Han, Muenster School of Architecture, ist Teil ihrer 2018 erstellten Bachelorarbeit "Building Information Modeling und das 'Change Management'".
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