Was muss beim energieautarken Bauen unbedingt bedacht werden?
Gute Südausrichtung, große nutzbare verschattungsfreie Dach- und / oder Fassadenflächen, monolithische Bauweise wegen der Speichermasse und ein geringer Heizwärmebedarf. Viel Photovoltaik und ein Akku mit Notstromfunktion. Dazu eine Ladestation, dann wird das eigene Haus zur Tankstelle für das E-Auto.
Was raten Sie jemandem, der eine Bestandsimmobilie mit einer Öl- bzw. Gasheizung gekauft hat und nicht das Budget hat, sein Haus in Solar zu kleiden, aber trotzdem etwas ändern möchte? Wo anfangen?
Wenn er kein Budget hat, rate ich ihm, das Haus schnell zu verkaufen. Es ist „gestrandetes Anlagevermögen“.
Sie haben ein Modell entwickelt, mit dem man intelligent Strom, Wärme und Mobilität aus Solarenergie verbinden kann, das ganzjährig funktioniert. Können Sie dieses Modell unseren Lesern genauer erklären?
Durch eine sehr gute Gebäudehülle und Solararchitektur reduzieren wir den Heizwärmebedarf auf ein Minimum. Warmwasser machen wir in dem selbst entwickelten Autarkie-Boiler dezentral. Photovoltaik und Akku, dazu Infrarotheizung - also Kabel anstatt Rohre. Die Speichermasse im Gebäude kann Solarenergie lange Zeit speichern, Warmwasser zwei bis drei Tage, im Akku nur einen Tag. Solarstrom ist sehr flexibel einsetzbar, je nachdem, wo er gebraucht wird für Heizung, Warmwasser, Haushaltsgeräte oder das E-Auto. Das Gebäude ist eine Art Black Box. Damit ist so ein Gebäude von Anfang März bis Ende Oktober zu 100 Prozent autark und im Winter wird etwas Ökostrom aus dem Netz zugekauft. Wenn dazu noch Strom-Cloud Lösungen kommen, wird es noch besser.
Apropos „Modell“: Wie hält man bei solchen Anlagen die Kosten in Zaum? Stichwort „Enttechnisierung“.
Indem man weniger Technik, einfachere Technik und langlebigere Technik einplant. Weniger ist für uns Techniker schwerer zu planen. Mehr ist vermeintlich leichter zu planen, zumal viel Technik via KfW viel Fördermittel bekommt. Mit den hohen Instandhaltungskosten der Zukunft steht man dann allerdings alleine da, die werden nicht gefördert. Und wenn man gar keinen Handwerker mehr bekommt, wenn ein Heizkessel defekt ist, dann ist die Heizung aus und es wird kalt.
Im dritten Teil des Interviews geht Leukefeld auf die aktuelle Forschung und Ausbildungsberufe ein.
Erscheint am 02. Dezember 2022 auf www.heizungsjournal.de