Aktualisierte Werkpläne und ausführliche Dokumentationen sind dafür eine entscheidende Voraussetzung, aber noch keine Selbstverständlichkeit.
Langer Lebenszyklus-Beitrag zur Nachhaltigkeit
Gebäude werden nur dann alt, wenn sie flexibel genug geplant wurden, um auf Nutzungsänderungen reagieren zu können. Praktisch kein Gebäude wird langfristig genauso genutzt, wie es ursprünglich geplant wurde. Die wichtigste Voraussetzung für einen langen Lebenszyklus ist daher die Flexibilität des Gebäudes.
Ist die Geschosshöhe ausreichend, sind Installationszonen mit genügend Reserve vorgesehen, ist die Grundrissgestaltung leicht abänderbar, können Bauteile oder TGA-Komponenten leicht ausgetauscht werden, ist die Fassade demontierbar?
Wenn das alles mit geringem Aufwand möglich ist, sind die zentralen Voraussetzungen für ein langes Leben gegeben. Im Umkehrschluss lässt sich die Frage stellen, ob Gebäude als nachhaltig bezeichnet werden können, wenn sie bereits nach 40 Jahren wieder abgerissen werden.
Zumindest bei herkömmlichen Bauweisen ist der Anteil der grauen Herstellungsenergie anteilig sehr hoch, so dass mit dem Abriss deutlich mehr Energie vernichtet wird, als wenn das Gebäude mehrfach saniert und über einen längeren Zeitraum genutzt wird.
Lebenszyklus-Kostenanalyse (LCC)
Neben dem ökologischen Lebenszyklus muss auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit betrachtet werden; hierfür werden mit Hilfe des Barwertverfahrens vergleichende monetäre Berechnungen über den gesamten Lebenszyklus erstellt. So können optimale Planungsvarianten (zum Beispiel bei Energieversorgungs- oder HKLS-Systemen) ermittelt werden.
Dabei fließen sowohl Herstellungs- als auch Betriebskosten wie Energie, Wasser, Reinigung, Instandhaltung, Instandsetzung und Rückbaukosten in die Rechnung mit ein. Der Betrachtungszeitraum erstreckt sich je nach Zielsetzung auf einen Wert zwischen 10 und 100 Jahren.
Die jeweils berechneten Lebenszykluskosten einer Variante sind auf den Zeitpunkt Null abgezinste Zahlungen. Zeitlich versetzte Zahlungen, wie beispielsweise die jährlichen Energiekosten oder der Austausch der Lüftungsanlage nach 25 Jahren, werden dadurch finanzmathematisch korrekt berücksichtigt. Die wirtschaftlich nachhaltigste Variante ist diejenige mit den geringsten Lebenszykluskosten.
Die üblichen Lebenszykluskosten-Berechnungen über 50 Jahre zeigen sehr deutlich, dass die Herstellungskosten nur einen verhältnismäßig kleinen Teil ausmachen und die Betriebskosten den Löwenanteil verursachen. Im Regelfall ist es daher wirtschaftlich absolut sinnvoll und empfehlenswert, die Betriebskosten zu optimieren, selbst wenn das die Planungs- und Herstellungskosten moderat erhöht.
Dieser Zusammenhang lässt sich mit der LCC genau berechnen und gegenüber dem Bauherrn überzeugend darstellen.
Der optimale Effizienz-Standard
Regelmäßig wird in der Vorplanung die Frage nach der optimalen Effizienz gestellt. Ist es für einen Bauherrn wirtschaftlicher, nach EnEV-Mindestanforderungen zu bauen oder im Passivhaus- bzw. im Aktivhaus-Standard?
Schon früh kann diese Frage mit Hilfe der LCC-Berechnung präzise beantwortet werden. Für jeden Effizienzstandard können die Energiekosten, die Betriebskosten und die Herstellungskosten mit einem vertretbaren Aufwand ermittelt werden. Mittels der LCC-Berechnung wird zum Beispiel ein Zyklus von 50 Jahren betrachtet.
Meist schneidet nicht die Variante mit den geringsten Herstellungskosten, sondern diejenige mit den geringsten Betriebskosten am besten ab.
Beispiel: LCC von Energieversorgungs-Varianten
Für eine Bürogebäudesanierung wurden sechs Energieversorgungsvarianten bewertet. Zwei Varianten schieden sofort aus, für vier Varianten wurden die Lebenszykluskosten über 50 Jahre berechnet.
Als Input mussten neben den Herstellungskosten vor allem die Energiekosten ermittelt werden, so dass die unterschiedliche Performance, die unterschiedlichen Energieträger und die unterschiedlichen Bezugspreise in die Berechnung eingeflossen sind.