Bei diesem Vergleich berücksichtigt man auch die Lebenserwartung der Energieversorgungssysteme, im Regelfall 25 Jahre. Nach diesem Zeitraum müssen in der Regel bestimmte Haustechnikkomponenten ausgetauscht werden – dies wird in der Berechnung berücksichtigt. Jede Komponente hat dabei innerhalb des insgesamt betrachteten Zeitraums von 50 Jahren ihren eigenen Austauschrhythmus. Beispielsweise muss das Lüftungsgerät eher ausgetauscht werden als die damit zusammenhängenden Kanäle.
Mit Hilfe der Lebenszykluskosten-Berechnung unterschiedlicher Energieversorgungsvarianten konnte der Bauherr die für ihn angemessenste Lösung wählen (Abbildung 3).
Beispiel: LCA von Wandaufbauten
Um die ökologischen Qualitäten von verschiedenen Fassadensystemen beurteilen zu können, wurden 10 verschiedene Konstruktionen mit Hilfe einer LCA untersucht. Wie schneidet eine Außenwand mit WDVS im Vergleich zu einer monolithischen Außenwand oder einer Holzkonstruktion ab, wenn alle Alternativen den gleichen U-Wert aufweisen?
Diese ökologische Bewertung beleuchtet über einen angenommenen Zeitraum von 50 Jahren den gesamten Lebenszyklus der Außenwand samt Produktion, Nutzung, Instandsetzung und End-of-Life, um fundierte Aussagen über die unterschiedlichen Wandtypen machen zu können.
Die einzelnen Materialien sollten immer im Kontext ihrer spezifischen Leistungsfähigkeit untersucht werden. Will man beispielsweise eine Stütze aus Holz, Stahl oder Beton vergleichen, so ist als Maßstab nicht das Gewicht, sondern die gleiche Tragfähigkeit anzusetzen.
Wichtig ist auch die Frage, welche Verkleidungen, Anschlüsse, Behandlungen oder Anstriche zusätzlich benötigt werden. Ein Holzfenster muss zum Beispiel bei der Betrachtung des ökologischen Lebenszyklus nicht unbedingt besser abschneiden als ein Aluminiumfenster: Das Holzfenster benötigt ca. alle 5 Jahre einen neuen Anstrich, während das Aluminium-Fenster weniger wartungsintensiv ist und am Ende seines Lebens eine hohe Recycling-Gutschrift verbuchen kann (Abbildung 4).
Ausblick und Fazit
Bauen wird unter dem Strich auch weiterhin Geld und Energie kosten. Dank der Lebenszyklus-Betrachtungen von LCC und LCA kann man aber diverse Fragestellungen sehr viel differenzierter betrachten und beantworten als dies bisher der Fall war:
Sollte der Bauherr lieber die Baukosten oder die Betriebskosten reduzieren? Lohnt sich der Bau aufwändiger haustechnischer Anlagen? Sollte er lieber das eine oder lieber das andere Material verwenden? Wie ist das Verhältnis von Herstellungsenergie zu Betriebsenergie? Soll der Lebenszyklus eines Gebäudes verlängert werden – oder ist ein Neubau unter ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoller?
Die Lebenszyklus-Betrachtung erlaubt eine fundierte Einschätzung der wirtschaftlichen und ökologischen Nachhaltigkeit eines Gebäudes über einen längeren Zeitraum hinweg.
Sie trägt so dazu bei, die Bedeutung der Planungs- und Erstellungskosten in einen größeren Kontext zu stellen – und wird immer mehr zu einem wichtigen Werkzeug für Bauherren und beteiligte Planer.
LCA und LCC sind darüber hinaus zentrale Voraussetzungen für die Nachhaltigkeitszertifizierung eines Gebäudes. Sie werden deshalb immer öfter selbstverständlicher Bestandteil der für die Planung eines Gebäudes erbrachten Nachweise.