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Dunkle Wolken über der Dämmstoffbranche?

Freitag, 27.01.2017

Im Gegensatz zum boomenden Bauhandwerk dümpelt die Dämmstoffbranche mit stagnierenden Umsätzen und schwindender Akzeptanz ins neue Jahr. Niedrige Energiepreise, Styropor mit HBCD als „gefährlicher Abfall“ und negative Nachrichten verdunkeln die Aussichten.

Der Industrieverband Hartschaum e.V. (IVH) gibt sich kämpferisch: „Auch wenn wir nicht wissen, ob die dunklen Wolken der letzten vier Jahre über Styropor im nächsten Jahr verschwunden sind: Nach all den Tiefschlägen haben wir den Mut und das Vertrauen in unsere Produkte nicht verloren. Im Gegenteil: Wir beweisen durch Klarheit, Transparenz und hohe Qualität, dass wir gewillt sind, uns nicht in die Knie zwingen zu lassen – durch was oder wen auch immer“, verkündet die Redaktion von „Styropor aktuell“, dem Infoblatt des Verbandes, zum Jahreswechsel.

Eine tiefschwarze Wolke hat sich tatsächlich erstmal verzogen: Zu entsorgende HBCD-haltige Dämmstoffe aus Polystyrol werden vorerst für ein Jahr nicht mehr als „gefährlicher Abfall“ eingestuft. Denn in den vergangenen Monaten kam das Bauhandwerk, vor allem die Dachdecker, bekanntlich unter erheblichen Druck, da sich Styropor als „gefährlicher Abfall“ nur äußerst aufwändig entsorgen ließ.

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Nicht so rosig scheinen die Aussichten für die Dämmstoffindustrie: Während der Wohnungsbau weiter zulegt, werden für WDVS aus Styropor nur mäßige  Zuwächse erwartet.
Quelle: Martin
Nicht so rosig scheinen die Aussichten für die Dämmstoffindustrie: Während der Wohnungsbau weiter zulegt, werden für WDVS aus Styropor nur mäßige Zuwächse erwartet.

Das Bundesministerium für Umwelt gibt sich optimistisch, was künftige Lösungen angeht: „Um eine langfristige Lösung zu erreichen, wird das Bundesumweltministerium die Länder schon im Januar zu einem Gespräch einladen, in dem die chemikalien-, immissionsschutz- und abfallrechtlichen Fragestellungen erörtert werden sollen.“ Ministerin Hendricks betont: „Jetzt müssen alle Beteiligten schnell daran arbeiten, diese Problematik (…) langfristig, rechtssicher und umweltverträglich zu lösen. Das sind wir auch den vielen Handwerkern schuldig, die derzeit auf ihren Wärmedämmplatten sitzen bleiben. Die Abfallwirtschaft fordere ich außerdem auf, das ihrige beizutragen, um den Entsorgungsnotstand aufzulösen. Für die in den letzten Monaten zum Teil sehr hohen Preisaufschläge bei der Dämmplatten-Entsorgung sehe ich nun keine Grundlage mehr".

Aktuelle Aussichten: Dichte dunkle Wolken

Das zurückgehende Interesse vor allem von Eigenheimbesitzern an thermischer Dämmung bildet aber sofort eine weitere dunkle Wolke. Die Gründe dafür benennt eine Studie der Beratungsfirma Kreutzer Fischer & Partner. Da sind zum einen die günstigen Preise fossiler Energien in den letzten Jahren, die dem privaten Bauherrn eine Investition in Dämmung unrentabel erscheinen lassen.

Auch eine Serie „schlechter“ Nachrichten speziell zu Styropor verhageln dem Dämmstoff die Marktchancen. Da treten beispielsweise bauphysikalische Probleme bei vollisolierten Altbauten auf: erhöhte Feuchte in den Innenräumen inklusive Pilz- und Schimmelbildung mit den entsprechenden gesundheitlichen Risiken. Das Brandverhalten von Styropor wird heftig und polarisierend diskutiert. Die Debatte führte zu einer Verschärfung der Brandschutzvorschriften. Ein weiterer Grund ist der Trend zu größeren Wandstärken bei selbstgenutzten neuen Eigenheimen, der eine zusätzliche Dämmung überflüssig macht, da die energiepolitischen Vorgaben auch damit erfüllt werden.

Künftige Aussichten: Weiterhin dunkle Wolken

Düster umwölkt scheinen auch die konjunkturellen Aussichten. Während das Bauhauptgewerbe sich im vergangenen Jahr eines realen Wachstums von 4,5 Prozent erfreuen konnte, verzeichnen die Dämmstoffe ein Verkaufs-Minus von einem Prozent nach einem Minus von 1,8 Prozent im Jahre 2015. Ähnlich zwiegespalten kommen die Aussichten für das neue Jahr daher: Während die Bauindustrie mit einem weiteren deutlichen Umsatzplus von fünf Prozent rechnet, der Wohnungsbau gar mit sieben Prozent, liegt das erhoffte Absatzplus bei Dämmstoffen mit 2,7 Prozent deutlich niedriger.

Glänzende Perspektiven für das Bauhauptgewerbe verspricht die Prognose 2017 des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Quelle: ZDB/HDB
Glänzende Perspektiven für das Bauhauptgewerbe verspricht die Prognose 2017 des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB).

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