Um einen Raum zu erhellen, bedarf es nicht unbedingt eines Schalters. Es geht auch ohne – das zeigt Nimbus im Esslinger Neubau der Südwestmetall-Bezirksgruppe Neckar-Fils. Im schwungvollen und betont transparenten Gebäude aktiviert sich das Licht selbstständig – und nur dann, wenn es notwendig ist. Auch die formalen Aspekte der Nimbus Leuchten hat die Architekten überzeugt.
Hell wird es von alleine
Nimbus realisiert mit der Funkvernetzung von LED-Leuchten eine neuartige Lichtsteuerung
Dienstag, 21.03.2017
Dass ein schwieriges Grundstück nicht im Widerspruch zu herausragender Architektur steht, erweist sich immer wieder als überraschende Erkenntnis. Ein aktuelles Beispiel dafür bietet Esslingen am Neckar. Unweit von Stuttgart, in der boomenden Region Mittlerer Neckar gelegen, durchläuft Esslingen derzeit einen städtebaulichen Wandel, werden ehemaliger Güterbahnhof samt angrenzendem Industrieareal neu entwickelt. Nach Westen hin endet das große Gebiet in einem dreieckigen Zwickel – zwischen Bahnstrecke, Straße und steil aufragenden Weinberg-Terrassen. Mithin keine einfache Situation, was aber das ortsansässige Architekturbüro fritzen 28 nicht davon abhielt, dort ein bemerkenswertes Gebäude zu errichten, das die besonderen Anforderungen des Bauherren mit den lokalen Rahmenbedingungen in ein eigenständiges architektonisches und energetisches Konzept überführt. Wer das Gebäude "live in action" sehen will, findet hier einen Film über das Projekt.
Effiziente Energie- und Lichttechnik
Die Heiz- und Kühlenergie bezieht eine Wärmepumpe aus einem Grundwasserbrunnen, aktivierte und weitgehend unverkleidete Decken übernehmen die Raumtemperierung. Zusammen mit dem Büro Transsolar entwickelt und durchsimuliert, bringt die mechanische Quelllüftung über die Hohlraumböden Frischluft herein, die Fenster lassen sich manuell öffnen, die Entlüftung läuft über Wärmetauscher durch das Atrium. Neben der Verschattung und Dreifach-Verglasung reduziert die Lichttechnik die Kühllasten erheblich. Denn diese basiert komplett auf LED-Leuchten mit einem umgerechneten Strombedarf von nur sechs Watt pro Quadratmeter Nutzfläche. Ein Wert, der auch durch die nutzungsorientierte und tageslichtabhängige Steuerung der Beleuchtung zustande kommt. Nicht nur die Leuchten, auch die neuartige Lichtsteuerung kommen vom Stuttgarter LED-Pionier Nimbus.
"Wireless IQ" – sehr schlanke Steuerung
So illuminieren über die volle Höhe abgependelte, runde Scheiben der Familie "Modul R Project" das Atrium auf spektakuläre Weise. Auch in den wenigen Bereichen im Atrium, in denen aus Akustikgründen abgehängte Decken installiert wurden, finden sich die LED-Scheiben der Reihe "Modul R Project". Alle diese Leuchten arbeiten mit Lichtsensoren, die für die tageslichtabhängige Anpassung der Leuchtstärke sorgen – und zwar dezentral für einzelne Leuchtengruppen.
Diese besonders schlanke Form der Steuerung ermöglicht "Wireless IQ", eine von Nimbus entwickelte, auf dem Zigbee-Standard basierende Funkvernetzung der Leuchten. Was diese innovative Nimbus-Technologie leisten kann, zeigt sich vor allem in den Büros. Das Licht aktiviert sich dort automatisch, wenn der Präsenzsensor in den Deckenleuchten "Modul Q Project" den Eintritt einer Person registriert. Die Deckenleuchten starten dann verzögerungsfrei und leiten zugleich über "Wireless IQ" ein Funksignal an die Stehleuchten "Force One Power" am Arbeitsplatz, die auf 50 Prozent Leistung hochfährt. Nähert sich der Mitarbeiter der Stehleuchte, dimmt diese auf das individuell eingestellte Lichtniveau hoch. Dank der integrierten Funktechnologie ("Wireless IQ") und Sensorik können die Deckenleuchten von Nimbus je nach Anforderungs- und Nutzungsprofilen zu sogenannten "virtuellen Gruppen" oder "Lichtwolken" zusammengefasst werden.
Ein echtes Novum ist die Kommunikation von Steh- und Deckenleuchten. Ändert sich der Anteil des Tageslichts im Raum, so registriert dies der Sensor der Stehleuchte, justiert entsprechend der Soll-Lichtstärke nach und regelt auch die Deckenleuchtengruppe mit. Und solange der Mitarbeiter unter der "Force One" arbeitet und vom Präsenzsensor erfasst wird, bleibt natürlich auch die Deckenbeleuchtung auf einem konstanten Lichtniveau. Individuelle Veränderungen vonseiten der Mitarbeiter sind jederzeit möglich – über die Sensortasten an der "Force One Power". Auch in diesem Fall folgt die Deckenleuchte den neuen, an der Stehleuchte gewählten Werten. Welche Leuchten miteinander kommunizieren, legt die softwareseitige Gruppierung von Einzelleuchten zu einer "Lichtwolke" fest.
Verzicht auf Schalter und Kabel
"Wireless IQ" bedeutet auch, auf den traditionellen Lichtschalter samt Kabel verzichten zu können – die Befreiung von starren Elektroinstallationen macht Organisationsveränderungen oder Umnutzungen einfacher sowie preiswerter. Und weil Mitarbeiter so einfach wie komfortabel übersteuern können, erfreut sich "Wireless IQ" in Esslingen einer sehr hohen Akzeptanz. Sicherlich auch, weil die Leuchtenschaltung so gut wie keine Latenz aufweist – schließlich möchte niemand einen dunklen Bereich betreten, nicht im Treppenhaus und auch nicht in Fluren. Ganz schalterfrei ist das Gebäude freilich nicht. In Besprechungsräumen dienen sie dazu, unterschiedliche, nutzungs- und präsentationsbezogene Lichtszenarien abzurufen. Aber selbst diese Schalter basieren auf den Funkstandard Zigbee und benötigen keine fixe Elektroinstallation.
Analogie zum architektonischen Prinzip
Nicht nur Energieeffizienz, Komfort, Flexibilität und die einfache Steuerungstechnik überzeugten die Architekten und den Bauherren von den Nimbus-LED-Leuchten. "Der formale Aspekt war uns auch wichtig. Erstens passen die flachen Leuchten bestens zu unserem Schichtenprinzip und zweitens konnten wir die Designsprache durch das ganze Haus konsistent halten", erklärt Katrin Kussina von fritzen 28. Das architektonische Konzept gehorcht dem Prinzip der horizontalen Schichtung, jeder Geschoss-Grundriss ist anders geformt, rückt mal ein, kragt an anderer Stelle aus. "Das ist eine Analogie zu den Weinbergen nebenan", ergänzt Hansjörg Schwarz von fritzen 28. Es ist ein munteres, amorphes Verfließen der Etagen zueinander, nur nach Osten zu einer künftigen Platzsituation hin beruhigt sich die Bewegung, sonst "liegen keine Punkte direkt übereinander".
Einladende Geste
Noch etwas kennzeichnet die Hülle des gestreckten Baus: Sie ist auf hohe Transparenz ausgelegt. Zwischen den weißen Bändern der mächtigen Etagendecken findet sich fast ausschließlich Glas – getreu dem Verlangen des Bauherren nach einem kommunikativen, offenen Haus. Schließlich handelt es sich nicht um ein klassisches Verwaltungsgebäude des Arbeitgeber-Verbandes der Metallindustrie. Zwar befinden sich auch Büros hinter gläsernen Trennwänden, doch im Grunde dient das Gebäude als Forum für Veranstaltungen, bietet den Verbandsmitgliedern Räume für Meetings, für Beratung, für Events.
Daher auch der große Luftraum, der alle Ebenen durchbricht, diese mit einer breiten Treppe verbindet und eine große, einladende Geste darstellt. Von hier aus führt der Weg in den großen Konferenzraum im Erdgeschoss, in die kleineren, multimedial ausgerüsteten Besprechungsräume darüber oder in die verschiedenen Büros. An jeder Stelle lässt sich dabei die Struktur des Skelettbaus ablesen, entstehen jeweils andere Sichtbezüge nach innen und nach außen.
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