Nachhaltigkeit

Wie lebt es sich im Passivhaus?

Erfahrungen aus erster Hand bei Passivhaustagen im November

Mittwoch, 12.10.2016

Passivhäuser sind in aller Munde. Doch was bedeutet dieser energieeffiziente Baustandard eigentlich konkret? Und wie lebt es sich in einem Passivhaus?

Das Passivhaus der Millers in Münnerstadt.
Quelle: A. Miller
An den Tagen des Passivhauses geöffnet: Das Haus der Millers in Münnerstadt kombiniert den Passivhaus-Standard mit der Erzeugung erneuerbarer Energie direkt am Gebäude und erhielt dafür das Zertifikat „Passivhaus Premium“.

Dazu erhalten Besucher bei den internationalen Tagen des Passivhauses Erfahrungen aus erster Hand. Vom 11. bis 13. November 2016 laden Bewohner von Passivhäusern an drei Tagen zu sich nach Hause ein. Und das weltweit. Im Internet gibt es eine Übersicht über die Gebäude, die besichtigt werden können.

„Gerade für potentielle Bauherren und Eigentümer, die modernisieren wollen, sind die Tage des Passivhauses eine einmalige Gelegenheit. Sie erhalten wertvolle Informationen und Inspirationen zum energieeffizienten Bauen und können selbst schauen, was alles möglich ist“, erläutert Sabine Stillfried von der Informations-Gemeinschaft Passivhaus. Die IG Passivhaus veranstaltet die Tage des Passivhauses zusammen mit der International Passive House Association (iPHA). Überwiegend privat bewohnte Häuser können bei den Tagen des Passivhauses besichtigt werden, teilweise sind auch Schulen und Bürogebäude geöffnet.

Photovoltaik versorgt kompletten Haushalt

An den Tagen des Passivhauses nehmen auch Jeanette und Andreas Miller aus Franken teil. Die beiden haben bereits ihre private Energiewende vollzogen. Den Millers war es wichtig, ökologische Baumaterialien zu verwenden sowie erneuerbare Energie am Haus selbst zu produzieren. Eine Photovoltaikanlage bedeckt daher vollständig das Dach ihres Passivhauses in Münnerstadt und versorgt den kompletten Haushalt sowie die Pumpe des Pools mit Strom. Solarabsorber auf dem Dach eines Nebengebäudes erwärmen das Wasser des Pools. Den niedrigen Heizenergiebedarf des Hauses deckt eine Erdwärmepumpe.

Zertifikat für Passivhaus Premium

„Wir produzieren über das Jahr hinweg mehr als doppelt so viel Energie wie wir für Heizung, Warmwasser und Haushalt brauchen“ erzählt Andreas Miller. Dafür gab es gerade vom Passivhaus Institut Darmstadt das Zertifikat „Passivhaus Premium“. Wichtig war den Millers zudem, dass ihr Passivhaus nicht mehr kostet als ein vergleichbares Haus nach den vorgeschriebenen Mindestanforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV).

Reihenhaus jetzt „passiv“

Offene Türen gibt es vom 11. bis 13. November auch im badenwürttembergischen Laudenbach. Familie Baumgärtner hat ihr Reihenhaus aus den siebziger Jahren mit Passivhaus-Komponenten zum EnerPHit-Standard saniert. Die Familie möchte zeigen, dass es sich in einem Passivhaus ganz normal lebt. Und das mit Vorzügen. „Laute Nachbarn oder Dorffeste, zum Beispiel, stören unseren Schlaf nicht, weil wir die Fenster natürlich öffnen können, aber wegen der Lüftung nicht öffnen müssen. Was die Behaglichkeit angeht, unsere Jungs spielen auch im Winter am großen Fenster. Die dreifache Verglasung macht das möglich“, erzählt Cornelia Baumgärtner.

Chile, China, Canada

Auf der Internetseite www.passivhausprojekte.de sind alle Objekte registriert, die besucht werden können. Viele dieser registrierten Passivhäuser stehen in Deutschland und Österreich. Doch auch Eigentümer aus Spanien, Italien, Großbritannien, Chile, Canada und Australien nehmen an den internationalen Tagen des Passivhauses teil. Insgesamt können mehrere hundert Häuser besucht werden. Die Veranstaltung findet in diesem Jahr bereits zum 13. Mal statt.

Angenehmes Wohnklima

Mehr als ein Drittel des gesamten Energieverbrauchs in Deutschland fließt in den Betrieb von Gebäuden, überwiegend in die Beheizung. Ein Passivhaus zeichnet sich vor allem durch einen deutlich geringeren Energieverbrauch sowie durch ein angenehmes Wohnklima aus. Dreifach verglaste Fenster sowie eine hochwirksame Wärmedämmung sorgen dafür, dass rund 90 Prozent weniger Heizwärme als bei einem herkömmlichen Gebäude und rund 75 Prozent weniger als bei einem Neubau verbraucht werden.

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