BIM

Wissen zum Anfassen: „BIM Experience“ im BIM-Gebäude

Donnerstag, 18.07.2024

Wissen über Building Information Modeling (BIM) nicht nur mit, sondern in einem Referenzgebäude für Digitales Bauen zu vermitteln ...

Am Beispiel des Seminarcenters „Viega World“ wird der Unterschied zwischen einer konventionellen Planung und der Integralen Planung mit der Arbeitsmethodik BIM im
wahrsten Sinne des Wortes greifbar.
Quelle: Viega
Am Beispiel des Seminarcenters „Viega World“ wird der Unterschied zwischen einer konventionellen Planung und der Integralen Planung mit der Arbeitsmethodik BIM im wahrsten Sinne des Wortes greifbar.

... – das war die treibende Vision von Viega als Bauherr des Seminarcenters „Viega World“. Es ist heute eines der Leuchtturmprojekte für eine Integrale Planung mit der Arbeitsmethodik BIM. Realität geworden ist der Viega Anspruch einer qualifizierten Wissensvermittlung zu dem Thema darüber hinaus genauso durch ein vielfältiges Angebot von BIM-Seminaren, die Viega in dem neuen Schulungsgebäude anbietet.

Die „Viega World“ ist damit Lernstätte und Schulungsinhalt zugleich. Um Building Information Modeling in der Praxis zu erleben, hat Viega das Seminar „TGA.Digital – BIM Experience“ entworfen. Es macht das Verständnis für die Möglichkeiten, die Vorteile und zugleich die Grenzen von BIM im wahrsten Sinne des Wortes greifbar.

Die Vision, welche Ziele das neue Seminarcenter von Viega erfüllen soll, ist schon der erste konkrete Unterschied der Arbeitsmethodik BIM im Vergleich zur üblichen Herangehensweise von Bauvorhaben dieser Größenordnung: Nicht länger die Architektur bestimmt den Baukörper, sondern eine dezidierte Beschreibung von Funktionsabläufen, für deren Zweck das Gebäude errichtet werden soll. Von diesen Bedarfsanforderungen ausgehend wurde die „Viega World“ konsequent entlang eines digitalen Modells geplant und konzeptionell so aufgebaut, dass sie integraler Bestandteil der auch didaktisch entsprechend ausgerichteten Schulungen rund um Themen der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA), Trinkwasserhygiene und BIM ist.

Darüber hinaus wurde die besondere Bedeutung der Nachhaltigkeit im Lastenheft der „Viega World“ verankert. Das schließt die vollständige Deckung des Gebäudeenergiebedarfs durch regenerative Energien ein. Und auch diese Ziele wurden dabei in beeindruckender Weise erfüllt: Das 12.200 m2 große Seminarcenter, verteilt auf fünf Stockwerke inklusive Tiefgarage, ist ein Plus-Energie-Gebäude. Energiequellen sind Wärmepumpen, Photovoltaikflächen auf dem Dach und an der Fassade sowie die Nutzung unvermeidbarer Abwärme aus der angrenzenden Produktionshalle.

Die ökologische, ökonomische, soziokulturelle und funktionale Qualität der „Viega World“ wurde deswegen auch gemäß dem Bewertungssystem der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) mit dem höchsten Zertifikat „Platin“ ausgezeichnet. Das Seminarcenter erreicht den bis dato höchsten Gesamtwert von 89,1 Prozent Zielerfüllung. „Dieses beispielhafte Ergebnis ist zugleich ein Beleg für die Potenziale einer integralen Planung, unterstützt durch BIM“, sagt Ulrich Zeppenfeldt, Vice President Global Service & Consulting, der den Bau der „Viega World“ von Seiten des Bauherrn maßgeblich mit begleitet hat: „Und damit ist dieses Seminarcenter ein einzigartiger Ort, um BIM in Theorie und Praxis zu vermitteln.“

Die BIM-Anwendungsfälle: So kann die Arbeitsmethodik BIM in den Leistungsphasen der Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen (HOAI) angewandt werden.
Quelle: Viega
Die BIM-Anwendungsfälle: So kann die Arbeitsmethodik BIM in den Leistungsphasen der Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen (HOAI) angewandt werden.

BIM verstehen – wichtig für alle Baufachleute

Die Notwendigkeit, sich mit BIM zu beschäftigen, ist für alle Baubeteiligten zwingend. „Bei vielen Bauvorhaben der Öffentlichen Hand ist BIM mittlerweile häufig Teil der Ausschreibung“, begründete beispielsweise ein Planungsingenieur im Rahmen eines der Fachseminare, warum er sich mit Building Information Modeling auseinandersetzen möchte. Aber wie? Der enge Kontakt des Viega-Außendienstes vor Ort mit den Planungsbüros, Fachhandwerksbetrieben, Investoren, kommunalen Bauträgern und anderen Baufachleuten hat ein einheitliches Stimmungsbild ergeben: Statt sich auf rein theoretischer Ebene dem Thema BIM zu nähern, besteht der Wunsch, auch ein Gefühl für das Potenzial und die Arbeitsweise mit BIM zu bekommen. Dementsprechend hat Viega im Rahmen des Veranstaltungskonzeptes „TGA.Digital“ das Seminar „BIM Experience“ entwickelt: Eindrucksvoll macht die praktische Umsetzung des BIM-Projekts „Viega World“ die Chancen, Herausforderungen, die damit verbunden sind, direkt erlebbar.

Auf diese Weise schlägt die „BIM Experience“ eine Brücke über eine große Kluft in der Digitalisierungslandschaft der deutschen Wirtschaft: Gemäß dem aktuellen Digitalisierungsindex 2023, herausgegeben vom Bundesamt für Wirtschaft und Klimaschutz, belegt die Baubranche mit 67,2 Indexpunkten nach wie vor den letzten Platz beim digitalen Fortschritt. Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller Branchen liegt bei 105,1 Indexpunkten. Die Erhebung zeigt aber auch, dass sich die Baubranche des Rückstands bewusst ist. Im Bereich der Digitalisierung von Prozessen hat sich die Branchengruppe aus Baugewerbe und Ver- und Entsorgung von 59,9 Indexpunkten im Jahr 2020 auf 117,7 im Jahr 2023 deutlich gesteigert – sicherlich auch ein Hinweis darauf, dass Digitales Bauen und BIM eine immer größere Rolle spielen.

Die Festlegung der Nutzungseinheiten und ihre Beziehungen zueinander sind das Resultat einer klaren Zielbeschreibung: Die „Viega World“ soll Seminarteilnehmenden ein optimales Lernumfeld bieten und selbst als Lerninhalt dienen.
Quelle: Viega
Die Festlegung der Nutzungseinheiten und ihre Beziehungen zueinander sind das Resultat einer klaren Zielbeschreibung: Die „Viega World“ soll Seminarteilnehmenden ein optimales Lernumfeld bieten und selbst als Lerninhalt dienen.

BIM – eine (andere) Arbeitsmethodik

Digitalisierung im Allgemeinen und BIM im Besonderen sind jedoch weit mehr als die Anwendung neuer Software-Tools. Deshalb wird BIM auch als Arbeitsmethodik definiert. „Die ‚BIM Experience‘ macht die wesentlichen Unterschiede der Integralen Planung mit der Arbeitsmethodik BIM gegenüber der konventionellen Planung sehr klar“, äußerte sich beispielsweise eine Teilnehmerin erfreut. Das Seminar vermittele unter anderem nachvollziehbar, wie zunächst die Anforderungen im Vordergrund stehen, die der Nutzer an das Gebäude stellt, und der Zweck, den er mit dem Objekt verfolgt. Dazu werden unter anderem Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) systematisch festgehalten, priorisiert und in Nutzungsprozessen schematisch dargestellt. Am Beispiel der „Viega World“ wird in dem Seminar herausgearbeitet, wie die eingangs erwähnte Vision, das Schulungsgebäude zum Schulungsinhalt werden zu lassen, in ein dezidiertes Lastenheft überführt wurde und die weitere Planung beeinflusste.

Die Nutzungsprozesse des Seminarbetriebs definierten beispielsweise die Position und Größenordnung der funktionalen Einheiten. Und erst diese Einheiten geben den Rahmen für einen ersten Entwurf der Architektur vor. Deswegen wurden unter anderem die neun Seminarräume mit Glasfassade und Blickrichtung ins Grüne positioniert. Denn der Ausblick und das Tageslicht tragen zu einer besseren Lernatmosphäre bei. Ebenso wurde im Lastenheft festgehalten, dass die Raumproportionen den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Erwachsenenbildung entsprechen sollten. Aus der dezidierten Beschreibung eines Seminarablaufs ergaben sich weitere Vorgaben für die Platzierung und Gestaltung der Aufenthaltsbereiche in Pausen, für Abwechslung im Seminarprogramm durch Besuche von Ausstellungen bis hin zur Verortung der Cafeteria und den Sanitärräumen. „Die Umsetzung der Vorgaben und Prioritäten des Lastenhefts nicht allein in einer Präsentation, sondern während des Seminars im Gebäude zu sehen, macht BIM auf eine besondere Weise lebendig“, kommentierte ein Seminarteilnehmer.

Zum Seminar „BIM Experience“ gehören praktische Lerneinheiten: Die Umsetzung der TGA-Planung wird durch offene Schächte und Trassen im BIM-Projekt „Viega World“ sichtbar.
Quelle: Viega
Zum Seminar „BIM Experience“ gehören praktische Lerneinheiten: Die Umsetzung der TGA-Planung wird durch offene Schächte und Trassen im BIM-Projekt „Viega World“ sichtbar.

TGA-Planung mit BIM – zum Anfassen

Stehen die Nutzungsprozesse fest, folgt die Übertragung der Bedarfsflächen in die Gebäudearchitektur mit Strukturierung der Raumtypen. Einen wesentlichen Vorteil dieser Arbeitsweise verdeutlicht das Seminar „BIM Experience“ am Beispiel der TGA-Planung. Für die funktionalen Einheiten werden bereits in diesem frühen Planungsstadium die Energiebedarfe konzeptioniert und davon abgeleitet die Trassen zur Versorgung der verschiedenen Einheiten verortet. So lassen sich sowohl die Raumbedarfe für die Nutzungsbereiche definieren als auch für die erforderliche Technik. Beides zusammen wiederum bestimmt die Tragwerkplanung, dokumentiert in einem Schnittstellenkonzept. Architekten, TGA-Planer, Bauphysiker und Tragwerkplaner arbeiten also von Beginn an zusammen.

Dabei gibt im Wesentlichen die TGA die Gebäudestruktur vor. Koordiniert wurde die gemeinsame Arbeit an dem digitalen Modell der „Viega World“ auf Grundlage der DIN EN ISO 19650 („Organisation und Digitalisierung von Informationen zu Bauwerken und Ingenieurleistungen, einschließlich Bauwerksinformationsmodellierung (BIM)“). Den Mehrwert dieser Arbeitsmethodik gegenüber der konventionellen Vorgehensweise brachte ein Teilnehmer der „BIM Experience“ aus seiner Erfahrung so auf den Punkt: „Üblicherweise macht die Architektur die Vorgaben für den Raumbedarf der TGA. Erfahrungsgemäß ist dieser häufig zu klein bemessen – insbesondere dann, wenn das Energiekonzept samt Nachhaltigkeitskriterien erst im Nachhinein erstellt wird.“

3D-Modellierung mit BIM – zum Erleben

Wie sich die Segmentierung der Nutzungs- und Nebenflächen in der Realität darstellt, machen im Seminarverlauf mehrere Rundgänge in der „Viega World“ nachvollziehbar. So lassen sich die gezeigten Modelle der BIM-Planung in ihrer Umsetzung sozusagen durchschreiten. Dieses BIM-Erlebnis vermittelt eindrücklich, was den Kern von Building Information Modeling ausmacht: nicht die Erstellung dreidimensionaler Ansichten, sondern die gemeinschaftliche Arbeit aller Gewerke an einem digitalen Modell mit einer schrittweisen Detaillierung. Durch offen einsehbare Schächte und Trassenführungen unter den Decken in den Ausstellungsbereichen wird unter anderem deutlich, wie TGA und Gebäudestruktur miteinander korrespondieren statt konkurrieren. Denn die Prüfung der einzelnen Fachmodelle in einem Koordinationsmodell macht eine frühzeitige Fehleridentifikation und die Kollisionsbeseitigung noch vor Ausführung auf der Baustelle möglich.

Ein Beispiel dafür aus dem Seminar „BIM Experience“ ist die Vorwandplanung der Sanitärräume mit dem Schienensystem und den Elementen „Prevista Dry Plus“. So wurde die Vorwandkonstruktion im Kollisionsmodell mit den Positionen der Versorgungs- und Lüftungsleitungen abgeglichen, statt zeitaufwendige Abstimmungen während der Bauausführung vorzunehmen. Folgefehler mit entsprechenden Kosten und zusätzlichem Ressourcenverbrauch durch Rückbau werden so vermieden. Wie sehr dieses Erleben von BIM beeindruckt, bestätigen immer wieder die Feedbackrunden zum Abschluss der Seminare.

Teilnehmende aus Planungsbüros, Fachhandwerksunternehmen oder Kommunen ziehen durchweg ein begeistertes Fazit: „Die praktische Anwendung von BIM in der »Viega World« macht BIM zu einem hoch emotionalen Erlebnis. Das ist einzigartig“, ist so immer wieder zu hören. Oder: „Der intensive fachliche Austausch während der Rundgänge im Objekt und in den Pausen mit Teilnehmenden und Referenten vermittelt ein intensives Gefühl für die ungeahnten Möglichkeiten von BIM. Das zieht einfach mit!“

Rundgänge in den Ausstellungen der „Viega World“ machen die Seminare kurzweilig und zu einem emotionalen Erlebnis.
Quelle: Viega
Rundgänge in den Ausstellungen der „Viega World“ machen die Seminare kurzweilig und zu einem emotionalen Erlebnis.

Unterstützung bei der BIM-Integration

Neben der „BIM Experience“ bietet Viega eine ganze Reihe weiterer Seminare zur Anwendung von BIM in der TGA an. Die Schulungen gehören zu dem Serviceangebot „Viega Building Intelligence – Your BIM Solutions“. Es besteht aus vier Säulen, die Unternehmen der Baubranche individuell kombinieren können, um BIM im eigenen Betrieb zu integrieren: Consulting, Training, Management und Systems. Von den erforderlichen Prozessanpassungen über die notwendigen Softwarelösungen bis zur strategischen und operativen Unterstützung konkreter BIM-Projekte stellt Viega seine praktische Expertise aus dem Bau der „Viega World“ zur Verfügung.

Fazit

Das Digitale Bauen mit BIM bietet viele Chancen. Das machen das Projekt „Viega World“ und das Seminar „BIM Experience“ nachdrücklich erlebbar und greifbar. Der momentane Rückstand der Baubranche in Deutschland bei der Digitalisierung im Allgemeinen und BIM im Besonderen täuscht vielfach noch darüber hinweg, dass die Integrale Planung mit BIM zumindest in bestimmten Leistungsphasen zum Standard werden wird. Das Praxiswissen von Viega, überführt in verschiedene Leistungsangebote, ist daher eine ideale Möglichkeit, mit BIM vertraut zu werden und es anzuwenden.

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