Erneuerbare Energien

Wege zum vollelektrischen Haus

Samstag, 08.05.2021

Stellt die Kommission konkrete Forderungen an den Wohnbereich?

Sie erwartet eine Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen im Wohnbereich um 60 Prozent, eine drastische Erhöhung des Anteils von erneuerbaren Energien einschließlich Abwärmerückgewinnung von 38 bis 42 Prozent. Die Renovierungsstrategie enthält jede Menge Vorschläge, weil die Kommission weiß, dass ein erfolgreicher „Green Deal“ zur Klimawende nur über die Gebäude geht. Die vorhin genannten 55 oder 60 Prozent Gesamtreduzierung sind nur erreichbar, wenn das Gebäude im Fokus steht. Die Kommission möchte damit dem Rückgang von Investitionen durch Corona entgegensteuern. Die Kombination Wiederaufbau, Effizienz und Erneuerbare kann Wirtschaft und Klimaschutz effektiv stärken. Wir schaffen dies am besten, wenn wir erneuerbaren Strom und Elektrifizierung von Wärme zusammen denken. Wir müssen ja PV-Kapazitäten und strombasierte Heizung weiter hochfahren – optimierter Eigenverbrauch von on-site-PV hilft dabei der Netzintegration.

Ein anderer Punkt. Kürzlich sagte ein Autohändler, er könne mit einem Laptop jedes vollelektrische Auto gegen ein anderes Auto steuern. Wenn wir das vollelektrische Haus haben, wird das Wohnen nicht gefährlich?

(Lacht). Nein, nicht gefährlicher als heute auch. In der Heizungs- und Elektroindustrie achten wir besonders auf Cybersicherheit – bei Viessmann hat das selbstverständlich sehr hohen Stellenwert. Bei uns arbeiten Experten, die sich mit nichts anderem beschäftigen, als solche Dinge zu verhindern. Wir nutzen doch heute alle schon WLAN und müssen uns schon jetzt um Eintrittsbarrieren kümmern. Die Industrie hat, und das ist auch speziell das Anliegen von Viessmann, die höchsten Sicherheitsstandards. Wir setzen alles daran, dass so etwas nicht passiert. Aber die Frage ist doch: Welche Motivation sollte ein Hacker haben, bei uns ins Gebäude reinzugehen und an der Heizung oder der Warmwasserbereitung zu drehen?

Neues Berufsbild „E-Integrator“

Ich gebe Ihnen ja recht. Ich will den Punkt auch nicht strapazieren. Nur ist mir so ein bisschen unwohl dabei, akzeptieren zu müssen, dass jemand von außen unter Umständen Zugriff auf Dinge hat, die er eventuell vorher nicht hatte. In diesem Zusammenhang aber eine wohl wesentlichere Frage: Haben wir denn installationsseitig überhaupt die Leute für das zukunftsfähige Haus?

Die Frage ist tatsächlich wesentlich, da gebe ich Ihnen absolut recht. Wir verfolgen deshalb schon eine geraume Zeit die Entwicklung im Handwerk. Die Herausforderungen beginnen doch schon mit der Wärmepumpe, mit PV, mit dem Batteriespeicher oder mit dem Energiemanagement. Wir brauchen ein ganz neues Berufsbild. Der Elektrobereich ist dabei, solch ein neues Berufsbild zu schaffen: den Elektroniker für Gebäudesystemintegration. Der wird dafür ausgebildet, die Anschlüsse für Elektro, für Sanitär, Heizung und andere Komponenten im Haus zu verbinden. Einen entscheidenden Vorteil haben Mischbetriebe, die beide Gewerke in ihrem Unternehmen anbieten. Aber auch Heizungsunternehmen und Elektrounternehmen arbeiten hier bereits in Partnerschaften zusammen. Wir unterstützen weiterhin das Bilden von Netzwerken, wo wir Elektro- und Sanitär-Heizungsbetriebe zusammenbringen.

Warum bieten Sie, die Industrie oder auch der Großhandel, solche Serviceleistungen nicht selbst an? Ohne Ihre Kompetenz bleibt die Wärmewende auf der Strecke.

Wir stehen parat, wenn das Handwerk und Verbraucher Unterstützung benötigen.

Plattform wibutler, Geräteverwaltung
Quelle: Viessmann
Über die Plattform wibutler können viele Anwendungen im Haus intuitiv vernetzt werden.

2019 auf der ISH stand unser Wandel vom Heizungshersteller zum Lösungsanbieter im Zentrum unserer Präsentation. Dieses Konzept verbindet Produkte und Systeme über Plattformen nahtlos mit digitalen Services und Dienstleistungen. Wesentliches Element des integrierten Lösungsangebots ist die Konnektivität. Bestehende Anlagen bis zurück ins Baujahr 2004 können über „Vitoconnect“ und die neue Produktgeneration direkt über „Connectivity Inside“ verbunden werden. Damit ist jede Viessmann-Anlage upgradefähig. Über die Plattform wibutler werden alle wesentlichen Anwendungen im Haus intuitiv vernetzt, ganz gleich ob von Viessmann oder vielen anderen Herstellern. Aber natürlich müssen wir auch in diesen Bereichen qualifizieren. Das fängt an mit Schulungsmaßnahmen, mit Planungsunterstützung, mit Inbetriebnahmeunterstützung.

Weiterführende Informationen: https://www.viessmann.de/

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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