BIM

Wissen zum Anfassen: „BIM Experience“ im BIM-Gebäude

Donnerstag, 18.07.2024

Auf diese Weise schlägt die „BIM Experience“ eine Brücke über eine große Kluft in der Digitalisierungslandschaft der deutschen Wirtschaft: Gemäß dem aktuellen Digitalisierungsindex 2023, herausgegeben vom Bundesamt für Wirtschaft und Klimaschutz, belegt die Baubranche mit 67,2 Indexpunkten nach wie vor den letzten Platz beim digitalen Fortschritt. Zum Vergleich: Der Durchschnitt aller Branchen liegt bei 105,1 Indexpunkten. Die Erhebung zeigt aber auch, dass sich die Baubranche des Rückstands bewusst ist. Im Bereich der Digitalisierung von Prozessen hat sich die Branchengruppe aus Baugewerbe und Ver- und Entsorgung von 59,9 Indexpunkten im Jahr 2020 auf 117,7 im Jahr 2023 deutlich gesteigert – sicherlich auch ein Hinweis darauf, dass Digitales Bauen und BIM eine immer größere Rolle spielen.

Die Festlegung der Nutzungseinheiten und ihre Beziehungen zueinander sind das Resultat einer klaren Zielbeschreibung: Die „Viega World“ soll Seminarteilnehmenden ein optimales Lernumfeld bieten und selbst als Lerninhalt dienen.
Quelle: Viega
Die Festlegung der Nutzungseinheiten und ihre Beziehungen zueinander sind das Resultat einer klaren Zielbeschreibung: Die „Viega World“ soll Seminarteilnehmenden ein optimales Lernumfeld bieten und selbst als Lerninhalt dienen.

BIM – eine (andere) Arbeitsmethodik

Digitalisierung im Allgemeinen und BIM im Besonderen sind jedoch weit mehr als die Anwendung neuer Software-Tools. Deshalb wird BIM auch als Arbeitsmethodik definiert. „Die ‚BIM Experience‘ macht die wesentlichen Unterschiede der Integralen Planung mit der Arbeitsmethodik BIM gegenüber der konventionellen Planung sehr klar“, äußerte sich beispielsweise eine Teilnehmerin erfreut. Das Seminar vermittele unter anderem nachvollziehbar, wie zunächst die Anforderungen im Vordergrund stehen, die der Nutzer an das Gebäude stellt, und der Zweck, den er mit dem Objekt verfolgt. Dazu werden unter anderem Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) systematisch festgehalten, priorisiert und in Nutzungsprozessen schematisch dargestellt. Am Beispiel der „Viega World“ wird in dem Seminar herausgearbeitet, wie die eingangs erwähnte Vision, das Schulungsgebäude zum Schulungsinhalt werden zu lassen, in ein dezidiertes Lastenheft überführt wurde und die weitere Planung beeinflusste.

Die Nutzungsprozesse des Seminarbetriebs definierten beispielsweise die Position und Größenordnung der funktionalen Einheiten. Und erst diese Einheiten geben den Rahmen für einen ersten Entwurf der Architektur vor. Deswegen wurden unter anderem die neun Seminarräume mit Glasfassade und Blickrichtung ins Grüne positioniert. Denn der Ausblick und das Tageslicht tragen zu einer besseren Lernatmosphäre bei. Ebenso wurde im Lastenheft festgehalten, dass die Raumproportionen den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Erwachsenenbildung entsprechen sollten. Aus der dezidierten Beschreibung eines Seminarablaufs ergaben sich weitere Vorgaben für die Platzierung und Gestaltung der Aufenthaltsbereiche in Pausen, für Abwechslung im Seminarprogramm durch Besuche von Ausstellungen bis hin zur Verortung der Cafeteria und den Sanitärräumen. „Die Umsetzung der Vorgaben und Prioritäten des Lastenhefts nicht allein in einer Präsentation, sondern während des Seminars im Gebäude zu sehen, macht BIM auf eine besondere Weise lebendig“, kommentierte ein Seminarteilnehmer.

Zum Seminar „BIM Experience“ gehören praktische Lerneinheiten: Die Umsetzung der TGA-Planung wird durch offene Schächte und Trassen im BIM-Projekt „Viega World“ sichtbar.
Quelle: Viega
Zum Seminar „BIM Experience“ gehören praktische Lerneinheiten: Die Umsetzung der TGA-Planung wird durch offene Schächte und Trassen im BIM-Projekt „Viega World“ sichtbar.

TGA-Planung mit BIM – zum Anfassen

Stehen die Nutzungsprozesse fest, folgt die Übertragung der Bedarfsflächen in die Gebäudearchitektur mit Strukturierung der Raumtypen. Einen wesentlichen Vorteil dieser Arbeitsweise verdeutlicht das Seminar „BIM Experience“ am Beispiel der TGA-Planung. Für die funktionalen Einheiten werden bereits in diesem frühen Planungsstadium die Energiebedarfe konzeptioniert und davon abgeleitet die Trassen zur Versorgung der verschiedenen Einheiten verortet. So lassen sich sowohl die Raumbedarfe für die Nutzungsbereiche definieren als auch für die erforderliche Technik. Beides zusammen wiederum bestimmt die Tragwerkplanung, dokumentiert in einem Schnittstellenkonzept. Architekten, TGA-Planer, Bauphysiker und Tragwerkplaner arbeiten also von Beginn an zusammen.

Dabei gibt im Wesentlichen die TGA die Gebäudestruktur vor. Koordiniert wurde die gemeinsame Arbeit an dem digitalen Modell der „Viega World“ auf Grundlage der DIN EN ISO 19650 („Organisation und Digitalisierung von Informationen zu Bauwerken und Ingenieurleistungen, einschließlich Bauwerksinformationsmodellierung (BIM)“). Den Mehrwert dieser Arbeitsmethodik gegenüber der konventionellen Vorgehensweise brachte ein Teilnehmer der „BIM Experience“ aus seiner Erfahrung so auf den Punkt: „Üblicherweise macht die Architektur die Vorgaben für den Raumbedarf der TGA. Erfahrungsgemäß ist dieser häufig zu klein bemessen – insbesondere dann, wenn das Energiekonzept samt Nachhaltigkeitskriterien erst im Nachhinein erstellt wird.“

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